Crosby, Stills, Nash & Young

Looking Forward

„The wooden ships were just a hippie dream“, sang Neil Young auf seinem ’86er Album LANDING ON WATER und meinte damit seine Kollegen David Crosby, Stephen Stills und Graham Nash. An anderer Stelle ließ Meister Young einmal verlauten, daß er keine Lust mehr habe, mit diesen-sinngemäß-fetten, alten Säcken zusammenzuarbeiten, nur um 1988 dann das CSN&Y-Reunion-Album AMERICAN DREAM aufzunehmen, um anschließend zu betonen, daß er nie wieder mit Crosby, Stills & Nash …, um anschließend zu betonen, daß er es sich durchaus wieder vorstellen könne, wieder mit Crosby, Stills & Nash …, um anschließend zu betonen, daß er nie, nie wieder mit Crosby, Stills & Nash … etc. etc. Neil Youngs letzte „ich kann mir durchaus wieder vorstellen“-Phase indes scheint lange genug gedauert zu haben, um ein ganzes Album mit Crosby, Stills & Nash einzuspielen. Respekt. Das erste seit elf Jahren, das erste seit besagtem AMERICAN DREAM – einem ziemlich grausamen, dem Zeitgeist der grausamen 80er Jahre huldigendem Werk, das der Fama nach lediglich als Sozialhilfe für den hoffnungslos überschuldeten (Drogen, Drogen, Drogen) David Crosby entstanden sein soll. Looking Forward ist ein kleiner Schritt für die musikhörende Menschheit, aber ein Riesenschritt für CSN&Y seit AMERICAN DREAM. Manchmal blitzt der Geist der „alten“ Crosby, Stills, Nash & Young wieder auf- vor allem dann, wenn dieser typische vierstimmige Chorgesang erklingt. Ansonsten bleibt Looking Forward ein Album von vier Solisten, die es fertigbringen, ihre Egos ein wenig zurückzustellen, aber nicht so weit, daß so etwas wie ein „Gruppengefühl“ aufkommen würde. Das Ergebnis ist eine Handvoll mediokrer Songs:“NoTears Left“ (mit schrecklicher 80’s-Gitarre),“Faith In Me“ (mit artifiziellem Latin-Flair). Neil Youngs lustloses „Queen Of Them All“, Graham Nashs „Sanibel“ (Kitsch as Kitsch can). Aber auch eine Handvoll hervorragender Songs: Youngs wunderschöne Balladen „Looking Forward“ (mit besagtem Chorgesang) und „Slowpoke“ („Heart Of Gold“, sort of), Crosbys „Stand And Be Counted“ (das von Youngs rotzigen Riffs begleitet wird), Nashs unverschämt romantisches „Heartland“, Stills‘ rudimentärer Bluesrock „Seen Enough“ (gemeinsam mit Bob Dylan komponiert). Ja und? Sie haben das alles schon mal irgendwo gehört? (hoffentlich kommt Bonnie „Stay“ Bianco der Song „Out Of Control“ nicht zu Ohren). Sie meinen, das alles sei hoffnungslos altmodisch? Ja, richtig. Aber wer hätte schon etwas anderes erwartet von den reifen Herren?