Crossing The Bridge – The Sound Of Istanbul
Mal Hand aufs Herz: Türkische Musik, das muß plüschige Bauchtanz-Folklore sein, oder? Dann gibt’s da wohl noch ein paar Schlagerstars, die aussehen, als würde man noch immer das Jahr 1974 schreiben. Schnauzbärtige Seitenscheitel in pinkfarbenen Hemden, deren Hochglanzfotos hierzulande in den CD- und Kassetten-Abteilungen türkischerSupermärkte hängen. Kennt man doch. Ein paar Alibi-Rocker und -HipHopper wird es wohl auch noch geben, aber ernst nehmen muß man die wahrscheinlich nicht. Und das war’s dann auch schon, oder? Nicht so ganz, denn diese Einschätzung hat so viel Wahrheitsgehalt wie die Aussage, in Deutschland gebe es nur Blaskapellen und Florian Silbereisen. Grober Unfug also. Punk, Rock, Psychedelic, Avantgarde, HipHop – altes da in Istanbul, nur eben selten verwechselbar mit den westlichen Spielarten dieser Genres. Denn türkische Musiker haben überhaupt kein Problem damit, ihre kulturelle Identität in moderne Klänge einfließen zu lassen, orientalische Rhythmen etwa, Instrumente wie Handtrommeln und Saz. Und die typischen, um Halbtonschritte mäandernden Melodien dürfen natürlich auch nicht fehlen. Ziemlich reizvoll, keine Frage. Den Exotenbonus kann man jedoch getrost vergessen, die von Alexander Hacke besuchten Künstler sind nicht putzig, sondern höchst kreativ und absolut ernst zu nehmen. Das Rezensionsexemplar zeigt Film und Bonus-Abteilung leider nur in Auszügen, aber eines wird auch dabei schon klar: Es lohnt sich, die Musikszene der türkischen Metropole zu entdecken.
www.crossingthebridge.de
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