Dave Gahan

Hourglass

Synthesizerpop, bedeutungsvoll inszeniert: Jetzt misst sich Dave auch im Sound direkt mit seiner Hausband. Diesen Sound kriegen er und seine Helfer auch noch einigermaßen hin ...

Auch wenn das Gegenteil hiervon im ME des Vormonats gestanden hat (es war ein Zitat): Dave Gahan ist kein Songschreiber und wird auch nie einer sein. Zumindest kein guter. Das weiß Martin L. Gore natürlich, er hat aber offenbar einen Weg gefunden, am eigenen Riesenego vorbei Gahan trotzdem die Anerkennung als Musiker entgegenzubringen, nach der dieser sich so lange gesehnt hat. Das bringt Frieden in das Millionenunternehmen Depeche Mode. Das beschert uns in letzter Konsequenz aber auch ein zweites Soloalbum von Dave Gahan. Welches sich ein großer Teil der Fans seiner künstlerisch erstaunlich krisensicheren Hausband nicht nur aus Gründen der Komplettierung ins Regal stellen wird. Nein, sie werden es mögen und geschlossen zu ihrem Dave stehen, den sie vergöttern, ein bisschen mehr als Martin L. Gore, weil er ein Sterblicher, ihnen näher ist… irgendwie und ganz bestimmt. Aber wenn sie ehrlich sind, werden sie zugeben: Dave Gahan ist kein Songschreiber. Jetzt, wo er fast alle Gitarren des zur besseren Unterscheidung zumindest im Sound rockenden Debüts Paper Monsters weggelassen hat bzw. weglassen ließ und sich seine Produktions- und Kompositionshelfer Andrew Philpott und Christian Eigner ganz im Gegenteil sogar richtig Mühe gegeben haben, aus Hourglass eine Platte zu machen, die sich vorsichtig messen möchte mit Depeche Mode, wird das noch viel offensichtlicher: Jedes einzelne Depeche-Mode-Album seit Speak And Spell ist ein ordentliches Stück innovativer, überzeugender, schlicht besser als dieses hier. Auf Hourglass finden sich höchstens ein paar schöne Arrangementdetails (das Wah-Wah-Rockgitarrensolo von „Saw Something“ und die arg statischen Realdrumparts allenthalben gehören allerdings nicht dazu), an Daves Gesangsvortrag gibt es auch wieder nichts zu meckern, und ein. zwei einschlägige DeMo-Akkordfolgen kriegen einen vielleicht sogar weich, wenn die herbstlichen Umstände passen. Nur nützt das alles nichts: Zwischen diesem ganzen zusammengepatterten Bombast,elektronischen Fauchen und um so etwas wie Gewicht ringenden Geraune dieser Platte findet sich kein einziger Song, der einem Gore, zumindest dem alten Gore, auch nur auf eine Single-B-Seite rutschen würde.

www.davegahan.com