Dave Gahan

Paper Monsters

Elektronik-Pop: Dave Gahan hat zwei Jahre nach "Exciter" das bessere Depeche Mode-Album aufgenommen.

Der Vergleich ist so aufdringlich naheliegend, dass wir ihn schnell hinter uns bringen. Martin Gore, musikalischer Kopf von Depeche Mode, bringt im Mai sein erstes (full length) Soloalbum heraus. Mit Coverversionen. Man merkt, dass Gore Ahnung von zeitgenössischer elektronischer Musik hat. Eine Ahnung von der Ahnung fließt ein ins Album. Und auch das Album fließt, es plätschert friedlich vor sich hin, es tut überhaupt nicht weh. Das Ereignis „Depeche Mode-Mitglied macht Soloalbum“ überschattet den musikalischen Gehalt desselben. Einen Monat später: Dave Gahan, Sänger – und nichts weiter als das – von Depeche Mode, bringt sein Soloalbum Paper Monsters heraus. Und das braucht gerade mal zwölfeinhalb Minuten, um denselben Effekt zu erzielen wie das letzte Depeche Mode-Album Exciter nach zehn Mal hören. Die schäbige Pracht des populistischen „Dirty Sticky Floors“ mit seinen Uuu-Uuu-Chören – Hit, Hit, Hit. Das kontemplative Depeche Mode-Gefühl von „Hold On“ – Pop, Pop, Pop. Der Romantizismus von „A Little Peace“ – Streicher, Streicher, Streicher. Gahan hat ein Album aufgenommen, das sich – Lichtjahre von Gores Counterfeit 2 entfernt – in unmittelbarer Nachbarschaft zu den besten Depeche Mode-Alben aufhält. Was natürlich auch an den Beteiligten liegt: Sigur Ros-Co-Produzent Ken Thomas und Knox Chandler, der für die Streicherarrangements auf Exciter verantwortlich war. Paper Monsters rockt als musikalische Einheit aus dunkelgrauen Gänsehaut-Sounds („Bottle Living“, „Black And Blue Again“), poppigen Melodien und, äh, zwingenden Hooklines. Nicht schlecht für einen,“Newcomer“ www.davegahan.com