David bowie nrnn Block Tie White Noise :: Tanzschrittmacher

Hat der Thin White Duke sich eines Besseren besonnen oder muß er nur seine Kasse auffüllen? Tatsache ist, daß Bowie zum Sturm auf die Charts geblasen und die rostige Tin Machine eingemottet hat. Doch die Frage, ob BLACK TIE irgendetwas bringt, was wir nicht schon längst von Bowie kennen, muß mit einem klaren Nein beantwortet werden.

Was erwartet man von einem Mann, der 20 Jahre in der Umsetzung seiner Visionen der Konkurrenz stets einen Schritt voraus war, der Veränderung zum Werkprinzip erhob? Darf man von Bowie anno ’93 noch Bilderstürmerei erwarten? Auch hier muß die Antwort Nein lauten. Es genügt, daß der Stil-Pluralist Bowie keine Monokultur betreibt. So klingt BLACK TIE wie eine Best-Of-Kompilation, von der man bislang keinen einzigen Song je gehört hat. Oder doch?

Da wäre beispielsweise die von Ex-Spider Mick Ronson getragene Version von Creams „I Feel Free“, die Bowie zu Ziggy Stardust-Zeiten oft als Zugabe präsentierte. Da ist Co-Produzent Nile Rodgers, der 1983 an LET’S DANCE mitarbeitete und auch heute für progressive Grooves verantwortlich ist. Das eigentlich neue Element steuert Trompeter Lester Bowie bei: Jazz-Farben in einem Pop/Dance/Soul-Kontext. Unterstützt von David, der wieder selbst ins Saxophon bläst, gelingen diesem Duo die schönsten Songs des Albums: die Soulballade „Don’t Let Me Down & Down“ und das Instrumental „Looking For Lester“. House-Piano, HipHop-Grooves, angeschrägter Dancefloor und Popmelodik — auf BLACK TIE finden alle Bowie-Fans zumindest ein Stück, das er nur für sie geschrieben hat.