David Cunningham – Voiceworks

Normalerweise experimentiert der englische Avantgardist David Cunningham (in den 80er Jahren gelangte er mit seinem Bandprojekt The Flying Lizards zu größerem Bekanntheitsgrad) mit Instrumentalmusik. 1992 ging Cunningham auf dem damals nur in Japan erschienenen Album VOICEWORKS den umgekehrten Weg und erforschte die Einsatzmöglichkeiten der menschlichen Stimme. Das Ergebnis dieser phonetischen Untersuchungsreihe ist – wie bei Cunningham nicht anders zu erwarten – eine den Hörer fordernde und stets spannende Angelegenheit. Zu den wie erwartet ambienten Elektroniktönen, -flächen und Loops Cunninghamscher Prägung kommen menschliche Stimmen, mal naturbelassen als mächtiger, sakral anmutender Choral (Carl Orff hätte seine helle Freude daran gehabt), mal elektronisch verfremdet, gefadet, gesamplet und rückwärts abgespielt. Dabei werden die Stimmen wie ein vollwertiges Musikinstrument eingesetzt. Das Ergebnis ist eine immer aufregende Reise im Grenzbereich von „E“- und „U“-Musik, die zudem beweist, daß David Cunningham auch 1992 seiner Zeit um (mindestens) fünf Jahre voraus war.