Death Proof :: Heiß wie Eis

Gute Sache, dass Quentin Tarantino nichts mehr beweisen muss. Das hat er mit seiner knapp vierstündigen Rachesaga Kill Bill hinter sich gebracht. Dem abwegigen Kino der 70er-Jahre bleibt QT auch in DEATH PROOF treu: Eigentlich nur als sein Beitrag des von ihm und Robert Rodriguez ersonnenen GRINDHOUSE-Projekts geplant, mit dem die beiden Regisseure ihrer Liebe zur Schmuddelkino-Experience ihrer Jugendjahre Ausdruck verleihen wollten und an den US-Kinokassen abschmierten, erstrahlt diese skurrile Mixtur aus Slasherfilm und Women’s-Revenge-Movie nun in der internationalen Kinoauswertung als grell, lustvoll und maliziös funkelnder Thrill-Ritt, der problemlos auf eigenen Beinen stehen kann. Die GRINDHOUSE-Wurzeln lassen sich an den stark bearbeiteten Bildern der ersten Stunde erkennen: Mit Schlieren, schwarzen und grünen Fäden, Dropouts und abrupten Sprüngen emuliert Tarantino einen Kinobesuch in den guten alten Tagen. Das hängt jetzt, so ohne Kontext, ein bisschen in der Luft, sieht aber allemal cool aus. Und darum geht es letztlich auch bei diesem entspannten Film, der in seinen beiden Abschnitten vier Mädels zunächst eine gute Zeit bei viel Geschnatter, Alkohol und lässiger Musik haben lässt, um sie dann mit dem schillernden Bösewicht der Mär, Stuntman Mike (hinreißend gespielt von Kurt Russell, mit Narbe über dem Auge, über dem er als Snake Plissken seine Klappe trug) zusammenzubringen: ein mit allen Wassern gewaschener Typ, der – wie wir erfahren werden – seine Impotenz mit seiner auf todsicher getrimmten PS -Schleuder kompensiert. Als härtester Penis der Filmgeschichte richtet der Wagen zunächst irreparable Schäden an, um später auf jenen Dodge Challenger zu treffen, den Barry Newman schon in der Speedfreak-Hymne Fluchtpunkt SAN Francisco fuhr. Mit vier Furien hinter dem Steuer, wohlgemerkt, angeführt von Zoe Bell, der Stuntfrau von Uma Thurman, die hier als sie selbst Dinge vollführt, die nicht nur Stuntman Mike den Atem rauben. „Hold Tight“, singen Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich beim ersten Showdown des Films. Gut festhalten – das ist auch die beste Empfehlung für den Kinobesuch. Denn Tarantinos wild wuchernder, rechts und links Vorbilder, Skurrilitäten und sich selbst zitierender Film ist entrücktes Kino pur. Und doch in keinem Moment angestaubt oder vintage, sondern wahrhaftig und unmittelbar.

Mit Zoe Bell, Kurt Russell, Rosario Dawson u.a.

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