Deep Purple :: Live At The California Jam 1974
Macht Gitarren kaputt: Ritchie Blackmore als zorniger mitteljunger Mann.
Jede Wette: David Coverdale hatte die Schlaghosen ziemlich voll, als er 1974 mit Deep Purple in den USA debütierte. Zum einen schlug ihm das Mißtrauen all der Ian-Gillan-„Child-In-Time“-Verehrer entgegen, die sich Deep Purple mit neuem Sänger nicht so recht vorstellen konnten. Zum anderen ging alles sehr schnell: Gestern hatte Coverdale noch mit seiner Amateurkapelle in nordenglischen Kneipen gesungen, und plötzlich mußte er vor 200.000 amüsierwilligen Amerikanern bestehen. Er machte gewiß das Beste daraus, nur: Ian Gillan konnte er nie das Wasser reichen, Coverdales bluesige Brunftlaute nahmen bisweilen sogar das vorweg, was manchen Hardrock späterer Jahre so schwer erträglich machte: viel Gepose, viel „Uhh-babeee“, viel Gereibe des Gemächts am unschuldigen Mikrofonständer. CALIFORNIA JAM 1974, das bedeutet Menschen, Tiere, Sensationen; Ein vom Koks enthemmter Glenn Hughes mit Falsettstimme, ein längliches Schlagzeugsolo, bei dem der Schweiß nur so spritzt, waffenscheinpflichtige Plateausohlen und nicht zuletzt ein Biest an der Gitarre. Ein mißgelauntes Biest, wohlgemerkt, denn als Ritchie Blackmores Marshall-Amp ferngezündet wurde, versengte ihm die Stichflamme leider das Haupthaar. Das schrie nach Rache, weshalb gleich drei Fender Stratocaster ihr Leben lassen mußten. Und eine TV-Kamera noch mit dazu. Kollateralschaden. Der Kameramann stand wohl im Weg. Wer wissen will, wie durchgeknallt, großspurig, faszinierend und peinlich Mittsiebzigerhardrock sein konnte, der muß zugreifen. Ein bizarres Schauspiel.
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