Defunkt – In America :: Kernfusion

Nichts grundsätzlich Neues vom Funk-Jazz-Rock-Clan um Sänger und Posaunist Joe Bowie -— aber warum auch, wenn das Ding aus ’81 /82 trotz veränderter Trendlage immer noch reichlich musikalische Funken schlägt. Die Crew ist, bis auf ein neues Gitarren-Duo, das hier gleich schön metallmäßig losbratzen darf, dieselbe geblieben: Drummer Kenny Martin prügelt frocken-metallische Beats aus seinem Kit, Kim A. Clarke läßt ihre vier Saiten unerbittlich unterleibsfrontig rumoren, Trompeter John Mulkerin steuert meist auf hübsch verquere Unisono-Einwürfe mit seinem Baß zu. Der ist glücklicherweise, möchte man saqen, nicht mehr ganz derselbe. Nach etlichen Jahren auf „The Razor’s Edge“, ein älterer Titel, den Bowie heute, noch neunmonatigem Drogenentzug verständlicherweise nicht mehr unbedingt zum Besten geben will, präsentiert er sich nunmehr als geläuterter Ex-Diktator, der seine Mitspieler sogar zum Mitkomponieren animiert. Dennoch ist das Nervöse und Zerrissene, die Fusion von elementaren musikalischen Gegensätze, die Defunkt schon immer so spannend wie anstrengend machte, nach wie vor präsent. Bowie bellt seine Vocals mit unverminderter Dringlichkeit hinaus -— und Songbrücken werden meist als mittelschwere Brüche gebaut; typisch wie in „Love You From Afar“ oder „A Peace Of Mind“ das Tempo gedrosselt wird. Der gerade angeführte Seelenfrieden beschäftigt Bowie fast das ganze Album durch. Es geht um Selbstfindung, spirituellen Beistand und vielen Fragen ohne eine einzige Antwort („Orange“). Leicht politische Untertöne klingen dann durch, wenn Reagans berühmt berüchtigtes Bonmot „All I know is I don’t know“ als quasi Rap vorgeführt wird.