Denai Moore

We Used To Bloom

Because/Warner

R’n’B, Soul, Pop und Folk: Die junge Londonerin verknüpft Stile so behutsam, als versammele sie Freunde um einen Tisch.

Wer seine Debüt-EP SAUDADE nennt, muss Melancholie-Expertin sein. Schließlich hat der klangvolle Begriff für die portugiesische Spielart des Weltschmerzes keine Entsprechung in anderen Sprachen: Saudade fühlt man oder nicht. Und auch, wenn Denai Moore keinen Fado spielt, beschreibt das Wort treffend jenes Gefühl, das ihr Gesangsstil vermittelt: ein allumfassendes Sehnen, ein Suchen, den Trost im Traurigsein. Ihrem ersten Album ELSEWHERE von 2015 lässt Moore, das auf Jamaika geborene, in London aufgewachsene Pop-Wunderkind, nun die Coming-of-Age-Platte WE USED TO BLOOM folgen.

Doch wie vertont eine, die schon als Jugendliche klang wie eine alte Seele, teenage angst und Wachstumsschmerz? Schöne Dialektik: mit größter Souveränität. Moore weiß um die Schlagkraft des modernen R’n’B, lässt sich jedoch von der Wärme von Soul und Gospel leiten, dem Klang ihrer Kindheit. Aus dem Jetzt fließen Indiefolk und Zitate jener verhallten Elektronik, die sich halb England von James Blake abgelauscht hat, in ihr Werk ein. Moore verknüpft Stile so behutsam, als versammele sie gute Freunde um einen Tisch, um ihre zentrale These zu vermitteln: Wer erwachsen wird, hört auf zu blühen – und beginnt zu wachsen. Eine Erkenntnis, so traurig und schön, dass nur diese Weltschmerzstimme ihr gerecht werden kann.

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