Der Plan – Geri Reig und Normalette Surprise

Deutschland glänzt mit Mittelmaß. Zumindest was die Innovationsfreude in der Pop-Musik betrifft. Mit Ausnahme der kurzen Kraut-Rock-Phase Anfang der 70er hielten sich die Musiker aus dem Land der Dichter und Denker immer schön vorsichtig an anglo-amerikanische Vorbilder. Frei nach dem Motto „was Du schlecht klauen kannst, mußt Du nicht gut erfinden“. Ob Westernhagen, der schamlos die inzwischen ohnehin nur noch so mittel-originellen Rolling Stones beklaut, Die Toten Hosen mit ihrem Mitgröhl-und-Bier-sauf-Rock bis hin zu den Bands der Hamburger Schule, die sich — mit allem Respekt — musikalisch am Ami-LoFi-Schramrnelrock orientieren. Neu ist selten was. Das war schon immer so. Kein Wunder, daß in einer derart öden deutschen Musiklandschaft, die „Neue Deutsche Welle“, die ja in Randbereichen wirklich neu war, Ende der 70er Jahre eingeschlagen hat wie eine Bombe. Die Lichtgestalten des nichtkommerziellen Ablegers der NDW waren Der Plan aus Düsseldorf: Kurt Dahlke, Frank Fenstermacher und Moritz R. nahmen als geniale Dilettanten ihre minimalistische Version einer elektronischen Pop-Musik meist im Wohnzimmer von Plan-Mitglied Dahlke auf. Das Resultat waren ebenso geistreich wie augenzwinkernd dargebotene, manchmal dadaistisch bis kinderliedhaft anmutende, von Synthiesounds dominierte musikalische Kleinode, die der deutschen Musik eine neue Richtung zeigten, die selbige dann aber doch nicht einschlagen wollte. Das Plan-Label Ata-Tak hat jetzt mit GERI REIG von 1980 und NORMALETTE SURPRISE von 1981 laut Covertext „2 grossartige Original-LPs auf 1 CD plus 3 Stücke extra“ gepackt. Dem ist nichts hinzuzufügen. Die ersten beiden LPs des Plan sind voller Hits wie ‚Gefährliche Clowns‘, ‚Hans und Gabi‘ oder ‚Generäle essen gerne Erdbeereis‘. Nicht erst seit Westernhagen auch noch die Lichtspielhäuser der Republik zu erobern trachtet, ist klar: Der Plan wird wieder gebraucht.