Der Ringer

Soft Kill

Staatsakt/Caroline

Die Hamburger Spaßbremsen führen Depri-Pop in ungeahnte Abgründe.

Dieses Leben ist eines der schwersten, das ist nichts Neues. Aber so eindrücklich wie Der Ringer hat das schon lange niemand mehr in Songs gepackt. Während sich kühle Gitarren-Licks durch schwermütige Keyboard-Schwaden tasten, reimt Jannik Schneider „Alles ist hin“ auf „Nichts macht mehr Sinn“. Ständig sitzt auf diesem Debütalbum jemand allein in einem kalten Zimmer, verstummen Menschen auf immer, brechen Knochen aus reiner Verzweiflung, oder der Protagonist freut sich schon darauf, gemeinsam mit der Liebsten zu erfrieren.

„Öffne deine Venen und warte einfach ab“, empfiehlt Schneider. „Melancholie macht einfach irgendwie Spaß“, sagt er im Interview. Eins ist mal sicher: Von gepflegter Melancholie haben Der Ringer keine Ahnung, aber dafür von bodenloser Traurigkeit. Im Vergleich zu diesen Spaßbremsen aus Hamburg wirken selbst Isolation Berlin, mit denen Der Ringer zusammen getourt sind und eine Split-EP aufgenommen haben, wie Klassenclowns. Aber so pathetisch die Melodien auch sind, so eisig die Beats tröpfeln, so frostig die Synthesizer flöten, immer schrammen Der Ringer knapp am Kitsch vorbei. Doch, Ian Curtis hätte SOFT KILL vermutlich gefallen, aber nur an seinen dunkelsten Tagen.