Der Sound der Stadt – von A. Scharenberg & I. Bader

Analytisch-erzählerischer Querschnitt von „Musikindustrie und Subkultur in Berlin“. Berlins Rolle als führende deutsche Musikstadt wurde in den letzten 40 Jahren so oft beschworen, bestritten und erneut reklamiert, daß man sich wohl, zumindest was den

„Kanon“ angeht, irgendwie damit abfinden muß – von Ton Steine Scherben über Ideal bis Wir sind Helden, von Umherschweifenden Haschrebellen über NdW-Selbstverwirklicher und Tiefkeller-Techno bis zum Plastikrebellen-Pop erblühte fast alles, was die deutsche Nachkriegs-„Popkultur“ prägte, in den seltensten Fällen zuerst, aber meist (dank einem fruchtbaren Mischbiotop aus Frontstadt-Mythos, kreativisierender Urbanmorbidität und staatlich-industrieller Förderung) am auffälligsten hier. Weil die einstige Dienstleistungs- und Handelsbranche Tonträgerindustrie längst zur reinen Produkterstellungsund -durchsetzungsmaschinerie verkommen ist, rücken die „unabhängige“ Musikkultur und mit ihr verbundene Entstehungsprozesse, die nach Meinung der Herausgeber „nahezu ausschließlich in großen urbanen Zentren“ stattfinden, sozusagen von der anderen Seite unvermittelt wieder ins Zentrum des Interesses. Da gibt es über die „World Media City“ einiges zu erzählen – teilweise akademische, teilweise subjektive, teilweise hochspannende Geschichten und Analysen zwischen Wissenschaft und Alltag, zwischen Subkultur und einem kommerziellen Totalitarismus, gegen den die alten gegenkulturellen Strategien seit langem (oder schon immer?) wirkungslos sind und deshalb neue gefunden und erforscht werden müssen.

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