Desaparecidos

Payola

Epitaph/Indigo

Conor Obersts leidenschaftliche Emo-Core-Truppe haut nach 13 Jahren ein hervorragendes zweites Album raus.

Als 2002 das bisher einzige Desaparecidos-Album READ MUSIC/SPEAK SPANISH erschien, war Conor Oberst noch ein Wunderkind und Emo-Core das heiße Ding. 13 Jahre später ist Oberst längst etabliert – wenn auch nicht auf dem damals zu erwartenden Top-Niveau – und Emo plötzlich wieder da. Allein, wie viele Bands der ersten Welle in jüngster Zeit wieder auf Tour gegangen sind: Mineral, Knapsack, Braid, Sunny Day Real Estate, American Football – alle kehren sie zurück, mit noch weniger Haaren, aber den gleichen Emotionen wie damals. Und was soll man sagen? Nach den vielen Jahren unter ironischer Brooklyn-Herrschaft tut es ganz gut, dass nun wieder dünne Männer von Herzen groß wie Kathedralen singen.

Da ist natürlich auch die Rückkehr der Desaparecidos willkommen: Mit Wut im Bauch und sehr viel Hingabe singt Conor Oberst Post-Hardcore-Rocksongs, die zu keiner Zeit wirklich böse sind, aber unbedingt ernst genommen werden wollen. Anders als die meisten Emo-Kollegen vermittelt Oberst jedoch hauptsächlich politische Inhalte. „The Left Is Right“ gibt die Richtung vor, die Band schlägt sich auf die Seite von Hackern und der Occupy-Bewegung, wettert gegen rechte Ideologen und leicht zu Radikalisierende, womit ausdrücklich auch diejenigen gemeint sind, die daheim via Facebook aus der Anonymität heraus dümmliches Gedankengut verbreiten. Die Texte sind gut, wichtig und richtig. Aber was nützt’s, wenn’s nicht rockt? Doch die Desaparecidos lassen nichts anbrennen. Songs wie „Radicalized“, „Underground Man“ oder „Te Amo Camila Vallejo“ atmen den Geist von Hüsker Dü und erinnern an die Zeit, als man noch glauben durfte, dass alternative Rockmusik die Welt verändert. Vielleicht keine Platte für die Ewigkeit, aber genau die Portion Polit-Emo-Core, die der Sommer 2015 nötig hat.