Deutsch-Amerikanische Freundschaft – Vier Re-Releases

Die Deutsch-Amerikanische Freundschaft gefiel sich in spartanischen, stakkatohaften Electronic Beats zu seltsamen deutschen Texten-und traf damit genau den Geschmack der No-Future-Generation zwischen 1979 und 1982. Gegründet zur Hochphase des Punk in Düsseldorf, erlangte das Quartett mit seinem rudimentären, teils live eingespielten Debütwerk DIE KLEINEN UND DIE BÖSEN, einer kruden Mixtur aus Krautrock, Captain Beefheart, Zappa, elektronischem Minimalismus und Avantgarde, in Deutschland und England Kultstatus. In der Folgezeit schrumpfte das instabile Gruppengeflecht zum Duo aus Robert Görl (Electronics) und Gabi Delgado-Lopez (Gesang). Die zeitweilig innovativ ausgerichtete Plattenmarke Virgin signte die unzertrennlichen Zwei. Mit dem von Conny Plank im Suicide-Stil produzierten Album ALLES IST GUT gelang der nationale Durchbruch, und Robert und Gabi tummelten sich dank Hits wie „Der Mussolini“, „Der Räuber und der Prinz“ und „Als war’s das letzte Mal“ in martialischem Leder in TV-Shows und großen Konzerthallen. Der peitschende Drill-Marsch-Rhythmus, der den beiden mit kontroversen Textpassagen wie „…tanz den Adolf Hitler“ den Vorwurf des Rechtsradikalismus einbrachte, dominierte auch den ähnlich gestrickten Nachfolger GOLD UND LIEBE5. Mit Titeln wie „Muskeln“, „Absolute Körperkontrolle“, „Verschwende deine Jugend“ oder „Sex unter Wasser“ wurden Görl und Delgado-Lopez zu Symbolfiguren der S/M-Leder-Szene, die sich in sterilen, weißgetünchten Clubs zu D.A.F.-Tönen bizarren (Tanz)Orgien hingab. Der letzte, vor der Trennung eingespielte Longplayer FÜR IMMER paßt als Abschluß nahtlos zu den beiden Vorgängern: „Kebabträume“ ist ein industrialhaftes Remake vom ersten DAF-Album, „Verlieb dich in mich“ ein catchy Ohrwurm und die Singleauskopplung „Ein bißchen Krieg“ persifliert Nicoles Grand Prix-Siegertitel „Ein bißchen Frieden“. Aus diesem teutonischen Spirit bauten EBM-Bands wie Front 242 ihre ganze Karriere. US-Bands wie Nine Inch Nails, Marilyn Manson oder auch Ministry, aber auch deutsche Acts wie Rammstein oder Witt greifen die Soundideen der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft immer wieder gerne auf.