Die fabulösen Thekenschlampen – Titten, Theken, Temperamente
Was mag eine Schlampe? Den Abend vorher. Was haßt eine Schlampe? Den Morgen danach. Wo fühlt sich eine Schlampe am wohlsten? An der Theke. Was bezweckt die Schlampenbewegung? Spaß für alle und Bier für umsonst. So steht es zumindest in der „kleinen Schlampenkunde“, die sich im Booklet zu TITTEN, THEKEN, TEMPERAMENTE findet. Womit auch gleich alles über die Ernsthaftigkeit der Fabulösen Thekenschlampen aus Berlin gesagt wäre. Und mit der ist es nun wirklich nicht weit her. Claudia Bell, Susanne Beucher und Maggie Ooster (plus ihre drei männlichen Mitstreiter Mike Roetgens, Uli Bergmann und Ulle Wergen) vergreifen sich auf ihrem aktuellen Album an 14 mehr oder minder kultigen Gassenhauern der Musikgeschichte, die sie ohne Rücksicht auf Verluste ins Deutsche übertragen. Da wird aus ‚The Wanderer‘ schon mal ‚Wir schlampen rum‘, ‚Sexy Thing‘ verwandelt sich in ‚Scharfes Ding‘ und ‚I Got You Babe‘ kommt als ‚Ich hab‘ dich, Freund‘ daher. Wer Blasphemie wittert, liegt goldrichtig. Zumal die Songs durchgehend mit einem Girliechor glänzen, den ebensogut das nächstbeste Mädcheninternat aufgenommen haben könnte. Daß die Texte außerdem zwischen grenzdebil und völlig bescheuert („Süsses für mein‘ Süssen, Zucker für mein‘ Honig“ – richtig, im Original nennt sich das ganze ‚Sweets For My Sweet‘) pendeln, paßt da gut ins Bild. Der exzessiven Partystimmung, die TITTEN, THEKEN, TEMPERAMENTE verbreitet, tun diese wenig stichhaltigen Einwände nicht den geringsten Abbruch. Im Gegenteil. Denn spätestens wenn die Thekenschlampen ‚Am Tag als Conny Kramer starb‘ (ausnahmsweise mit Originaltext) intonieren, bleibt kein Auge (und kein Hals) mehr trocken.
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