Die Firma – Das 2. Kapitel

Die deutsche HipHop-Szene blüht. Wer das nicht wahrhaben will, sollte seine Ohren versiegeln. Nicht erst seit der letzten Massive Tone-Absolute Beginner-Eins Zwo-Chartsinvasion schießen -das abgenudelte Bild trifft leider zu – fette Beats wie Pilze aus dem Boden. Nach Hamburg und Stuttgart rückt nun Köln ins Blickfeld. Und wie das landesüblich ist, werden neue Acts knurrend beäugt, mißtrauisch beschnuppert und schließlich lauthals verbellt. „Hunde die bellen beißen nicht“ betitelte Die Firma denn auch einen der 21 Tracks ihres Zweitlingswerks. Vollmundige Namen wie „Tote auf den Tanzflächen“ und „Kampf der Titanen“ verheißen letztlich nicht zuviel. Wuchtig und aggressiv donnern Beats und Samples aus den Boxen wie Rennwagen beim Formel i-Start. Orchesterfragmente, reichlich Anleihen bei populären Klassikmelodien und warmes Pianogeklimper sorgen zwar für ein wenig Entspannung, der Grundton aber bleibt unerbittlich. Natürlich gelingt es auch der Firma nicht, die typischen Schwachpunkte des Genres zu kaschieren. Und so geraten offensive Binnenreime manchmal zu einem heiklen Balanceakt zwischen Prahlerei und Peinlichkeit – ein Frankfurter Vorort läßt grüßen. Neben den wenigen Entgleisungen jedoch stehen ebenso viele Glücksmomente. Da ist die beklemmend inszenierte Psycho-Orgie „Mann im Ohr“ oder „Das neue Jahrtausend“, eine gelungene Kooperation mit Deutschlands Vorzeige-Dancehall-Act Ragga-Don Gentleman. Sicher wird ein Album wie dieses niemals in der ersten Liga spielen. Für das Heute aber ist es mehr, als man gestern noch zu hoffen wagte. Oder so ähnlich.