Die Importe
Gehören Sie auch zu den Menschen, die sich im Plattenladen vorkommen wie ein Neueinsteiger im Internet? Alles so schon bunt hier. Per Kopfhörerbelegung, Zweitplatzierung, Flyer, Poster oder sonstigen akustischen und optischen Reizen soll der überforderte „Zufallskäufer“-heilst so in der Branchensprache und ist im Laden klar in der Überzahl -auf die paar hundert Neuveröffentlichungen gehetzt werden, die sich Monat für Monat um die überfüllten Regalflächen prügeln. Und dann kommt da auch noch Don Marco mit seinen Import-Tipps, Platten also, die meist noch nicht mal im Bestellsystem der einschlägigen Laden zu finden sind. Wozu der Aufwand, könnte man jetzt fragen, wo es doch eh schon zu viel Musik im Angebot gibt. Naja, für manche Kostbarkeiten, die nicht den hiesigen Marktgesetzen gehorchen, muss man eben etwas tiefer graben. Dafür könnte man aber zum Beispiel stolzer Besitzer einer auf 450 Stück limitierten Vinylplatte von Muihreem werden, jener Band aus San Francisco, die mit dem Satz „Psychedelic music for the new millennium“ für sich wirbt. Nach ihrer beim hiesigen Clearspot-Label erschienenen CD „Analog HiFi Surprise“ haben sie unter dem Titel „Leni Riefenstahl (Aether Records) 4 auf guten 40 Minuten fünf neue Exkursionen in Sachen Space-Rock, Jazz-Funk und freigeistiger Ambient-Musik eingespielt. Ausgehend von Basis-Groovepatterns spielt sich das Quintett oftmals spontan in einen mitreißenden Flow, der beweist, dass Krautrock eine Zukunft hat. Wir bleiben bei losgelöster Instrumentalmusik und gehen nach Athens, Georgia, wo ein Mann namens Eric Berg unter dem Namen Japancak« an seiner Vision von Drone-Rock arbeitet. Vor zwei Jahren suchte er sich für sein Liveprojekt zehn Mitmusiker und spielte mit ihnen 45 Minuten lang einen D-Akkord. Mit zunehmender Dauer schlichen sich Ungenauigkeiten und Zwischentöne ein, die plötzlich ungeahnte Melodien hervorzauberten. Im Studio weitete er das Konzept mitsamt Drums, Streichern, archaischen Keyboards etc. zum Orchester aus, das nach der Debüt-CD „If I Could See Dallas“ mit der Longplay-EP „Down The Elements“ (Kindercore) 5 ein Klangerlebnis der speziellen Art vorlegt. Flirrend und blubbernd wie ein Lavastrom treibt das Orchester durch den Raum und wird für Fans von Mogwai, Scenic oder Pell Mell eine Offenbarung sein. Wir bleiben auf demselben Label, besuchen aber eine gänzlich andere Baustelle und finden uns in Frankreich wieder. Etitnm Chairy, optisch eine junge Ausgabe von Alain Delon, hat auf seinem Solo-Debüt „36 Erreurs“ (Kindercore) 5 eine kunterbunte Sammlung von 36 Songs, Skizzen und Samples zusammengetragen, die mit ihrer Mischung aus Trash-Pop, Chanson und LoFiÜberdrehtheit Fans von Beck, Stereo Total oder auch dem Lonesome Organist begeistern wird. Von dem Mann wird man hier noch hören. Die Port« CMMran gehörten Mitte der 90er im Gefolge von Nirvana & Co. zu den Hoffnungsträgern der Alternative-Nation. Ist nix draus geworden. Warner warf sie nach einigen gefloppten Versuchen wieder auf die Straße. Die Poster Children machten dennoch unbeeindruckt weiter mit ihrem sarkastisch-nervösen Post-Punk, der auf „DDD“ (Spinart) 4 manchmal wie ein an Tollwut erkrankter Gary Numan klingt. Das ist zwar nicht immer leicht verdaulich, aber weit besser als das Meiste, was hierzulande als alternativer Rock so angepriesen wird.“Part Grace Slick, part PJ Harvey.
part Jim Morrison, part Joni Mitchell‘. So wirbt die in Chicago ansässige Sängerin und Songwriterin Rlplay Calm ganz unbescheiden für sich und ihre zweite Mini-CD „Corvair“ (Psycho Queen) 3. Wer etwas für ausdrucksstarke, sich windende Frauenstimmen übrig hat, die die komplette Gefühlsskala rauf und runter singen, wird sich hier an einer Gänsehaut nach der anderen berauschen können. Eine echte Wohltat sind Dcpartur*. Aus dem Umfeld von Robyn Hitchcock und der Blue Aeroplanes kommt Tim Keegan.ein Londoner, der seine Songs bisher unter dem Namen Tim Keegan & The Homer Lounge veröffentlichte und dem jetzt mit neuer Besetzung und Namen ein mächtiger Wurf gelungen ist. Auf ihrem selbstbetitelten Debüt kombinieren Departure Lounge (Flydaddy) 5 herrlich entspannten Luxus-Pop Marke High Llamas oder Radar Bros, mit soundtrackartigen Instrumentals für die Club-Lounge. Don Marco Kontakt«:
Aether Records: www.aether-or.com Kindercore: www.kindercore.com Spinart: www.spinartrecords.com Psycho Queen: www.ripleycaine.com Flydaddy: www.flydaddy.com
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