Die Toten Hosen :: Auf dem Kreuzzug ins Glück (Virgin)
Das war längst überfällig: Spätestens seit dem Riesen-Erfolg der „Horrorschau“-Tournee vor eineinhalb Jahren ist klar, daß Rock ’n‘ Roll in Deutschland nicht mehr beim Intelligenzia-Pop Marke Grönemeyer/Westernhagen oder gar bei Poser-Buben wie Bonfire oder Accept Halt machen muß. AUF DEM KREUZZUG INS GLÜCK markiert den definitiven Durchbruch der Toten Hosen in die Spitzenriege der heimischen Mega-Seller. Und das haben sie sich nach mehr als acht Jahren beinharter Arbeit auch redlich verdient. Nicht zuletzt wegen ihrer von Exzess und Skandalen geprägter Vergangenheit mußten die Hosen jetzt auch ein Doppelalbum einspielen – mit dieser Mischung aus überarbeitetem alten Material, unerwartet genialen neuen Songs und einer Menge Hosen-typischer Gags markieren Campi & Co den Wendepunkt ihrer Karriere. Sie vergessen nicht die dankende Verbeugung vor den Fans, die ihnen die Jahre über treu geblieben sind: Die Original-US-Version „Hip Hop Bommi Bop“ von „Bommerlunder“, der Country-Mix von „Opel Gang“, „Mehr davon“ als Reggae und der jahrelange Live-Rausschmeißer „Schönen Gruß, auf Wiedersehen“ streifen noch einmal die frechen Stil-Vergewaltigungen, mit denen die Hosen immer wieder für Spaß und Chaos sorgten. Aktueller Fun kommt auf bei dem italienisch gesungenen Celentano-Hauer „Azzuro“, einer Walkman-Aufnahme der Hosen beim Pommes-Bestellen im Stamm-Lokal „Jet Grill“ und vor allem die von geplanten zwei Stunden auf nun zehn Minuten geschrumpfte Mini-Rock-Oper „Willi“, moderiert von Gerhard Polt und den Hörnern der Biermösl Blosn.
Viel wichtiger aber sind die neuen Songs. Hervorragend und auf internationalem Niveau produzierte Säge-Gitarren, Campino mit deutlich melodiöserem Gesang und genau jenen eingängigen Refrain-Melodien, nach denen Kollegen wie Guns n’Roses immer gesucht haben, führen den Hosen-Kreuzzug zu einem grandiosen Sieg: Die Toten Hosen etablieren sich mit diesem Doppelpack als die beste Rock ’n‘ Roll-Band der Nation.
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