Dire Straits :: Making Movies

Ein Sound, dessen absolute Eigenständigkeit und Faszination zwei LP’s belegt haben, ein hervorragender Komponist und genialer Gitarrist, der sich sichtlich bemüht, sein Ausdrucksspektrum zu variieren, ein erstmals engagierter Keyboard-Mann, der einfühlsam Akzente setzt, ohne sich in den Vordergrund zu drängen – Dire Straits 1980, zurück nach einer selbstverordneten einjährigen Sendepause. Diese Pause war die Rettung in letzter Minute, denn der kometenhafte Aufstieg mit all seinen bekannten Folgen begann vor gut einem Jahr die Kraft der Gruppe zu zerstören.

Federn hat sie dennoch lassen müssen. Mark Knopflers Bruder David, der Rhythmusgitarrist, ist nicht mehr dabei. Ein Split, der voraussehbar war, eine Folge der für Rockgruppen immer problematischen Spannung zwischen ungleichen Brüdern. Einen Ersatzmann haben die Dire Straits nicht gesucht, sondern einen Sessionmusiker nur für die Plattenaufnahmen. Ihre Wahl war sehr gut: Roy Bittan aus der EStreet Band von Bruce Springsteen. Er spielt Keyboards – Orgel, Piano – und gibt „Making Movies“ den Stoß, der den Schritt nach vorne ausmacht. Das Intro zu „Expresso Love“ (ein singletauglicher Titel an der dafür traditionellen Stelle: erster Song auf der zweiten Seite) demonstriert beispielhaft, daß die Dire Straits-Magie auch funktioniert, wenn Sologitarre und Stimme mit einem Tasteninstrument kommunizieren.

„Les Boys“ dagegen zeigt Mark Knopflers Grenzen auf: er hat derzeit noch Probleme, stilistisch in die Breite zu gehen und dennoch packende Songs zu erfinden. Die Stücke wirken insgesamt nicht so kompakt und einnehmend wie auf den ersten beiden LP’s, obwohl der Unterschied nicht groß ist. Dafür hat der ganze Sound eine leicht veränderte Harmoniestruktur, noch einen Schuß mehr Melancholie bekommen, und nicht zuletzt deshalb paßt der Mann aus dem Umfeld des bittersüßen Großstadtchronisten Springsteen so gut hierher.

Eine starke LP, gründend auf der wieder hervorragenden rhythmischen Basis von Pick Withers und lohn Illsley. Auch die Texte stimmen; Mädchen, Liebe, Neonlichter, dann sehr schöne Sätze über die Lederfreaks in einer Münchener Schwulenkneipe und eine Grundsatzerklärung von Mark Knopfler: „/ wanna give, I dun’t wanna he blocked, Ym gonna live on solid rock.“ „Making Movies“ berauscht nicht ganz so sehr wie das Dire Straits-Debüt, weist aber darauf hin, daß die nächste LP wieder ein genialer Wurf werden könnte.