Diverse – 20th Century Blues
Britanniens Boheme huldigt dem Schriftsteller, Songwriter und Impresario Noel Coward. Und weil dahinter der kluge Kopf von Pet Shop Boy Neil Tennant steckt, hat sich zum Lobgesang ein beeindruckendes Völkchen eingefunden: Paul McCartney, Texas, Marianne Faithfull, Sting, Dämon Albarn, Michael Nyman und Craig Armstrong adaptieren Kompositionen und Poeme des zum Proto-Popstar umdefinierten Coward; Avantgärtner Tennant gießt seine synthetische Soße drüber – fertig. Fertig? Nicht ganz. „Mad Dogs And Englishmen“ von Space ist ein swingendes Juwel und Suede tupfen eine orientalische Koloratur auf ihren Glamrock. Das ist ein Spaß! Doch wenn Robbie Williams behauptet, „There Are Bad Times Just Around The Corner“, so hat dergleichen eingedenk eines einflußreichen Musikbusiness‘, das sich von Tony Blair hintergangen fühlt, in England eine gewisse politische Brisanz. In England, wohlgemerkt, und auch nur eine gewisse. Das Album ist perfekt produziert und hat durchaus Pop-Appeal, wenn auch den der 80er. Und so schön es auch ist, mal wieder Bryan Ferry zu hören: Der Genuß wird getrübt durch beständiges Grübeln, was denn ausgerechnet solch etablierte Karikaturen wie Elton John dazu qualifiziert, bittersüße Tranen zu vergießen über angeblich gebrochene Versprechen an Arbeiter und Künstler – wo er doch nachweislich zu ersteren nie gehörte und sich aus der Riege letzterer schon lange verabschiedet hat. Überhört man also das rührige Seufzen der Millionäre, so bleibt unterm Strich eine nette Platte.
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