Diverse – Kraut 2000

Laßt uns ganz ehrlich sein! Das hymnische Wohlwollen, mit dem vor allem die angelsächsische Musikpresse dem teutonischen Krautrock der 70er begegnete, bescherte uns – neben einem gewissen Stolz – auch ein schlechtes Gewissen. Wirklich angehört haben wir uns Kraftwerk, Amon Düül oder Can nur dann, wenn, wie Ernst Jünger schreibt, „die Pflanze ihren Siegeszug durch unseren Geist antrat.“ Bekifft machten spartanisch pochende Elektronik und wogender Kunstrock Sinn, und zwischen zwei Zügen wurde klar: Hier testet jemand den Rock ’n’Roll auf Herz und Nieren, auf seine metaphysische Tauglichkeit und seinen blanken Unsinn. Nun besinnen sich elektrische Kolonialisten auf die Qualitäten ihrer Pioniere. KRAUT 2000 präsentiert, was heute im verlassenen Garten des Krautrock wildert. Der Doppelpack bietet ein herrliches Panorama auf die real existierende deutsche Musikalität, von progressiv-hypnotischen Stromgitarren bis zu tanzbar-abstraktem Techno. Von Bill Laswells Projekt Dark Side Of The Moog („Psychedelic Brunch Part III“) über To Rococo Rot („Autonachmittag“) und Tarwater („Rome“) bis zur Bordkapelle des Raumschiff Enterprise, L@n. Nur eines von vielen Highlights liefern Genf, die in ihrem Stück „Import/Export“ ziemlich lässig den Drum’n’Bass zurückführen auf seine Wurzeln, den Rhythmus eines funky Jazz-Instrumentals. Diesen Sampler kann man getrost in der Pfeife rauchen. Muß man aber nicht…