Diverse – Winnetou, Du warst mein Freund

Neben den schrillen Edgar Wallace-Filmen und als Heimatschmonzetten inszenierten Schlagerparaden mit Kulisse Tirol, waren vor allem die Karl May-Verfilmungen Kassenmagneten für die deutsche Filmindustrie der 60er Jahre. Karl Mays idyllische, im Knast ersonnene Fabelgeschichten von wahrer Männerfreundschaft mit den Traumfiguren Apatsehe Winnetou und seinem weißen Blutsbruder Old Shatterhand hatten zuvor schon knapp 100 Jahre zahllose Leser seiner vielpublizierten Bücher in Atem gehalten. CCC-Filmchef Artur Brauner verfilmte zu Beginn der 60er den Stoff mit internationalen Darstellern (u.a. Pierre Brice, Lex Barker, Klaus Kinski, Mario Adorf, Stewart Granger) in der zerklüfteten Landschaft Jugoslawiens – und löste damit für knapp zehn Jahre eine Fanmania aus, die selbst heute noch so manche Seele in den Bann zieht. Weitere Filme folgten und die Vermarktung der Reihe und ihre Hauptdarsteller Brice und Barker erwirtschaftete Millionenbeträge. So fanden sich beider Nichtstimmen zu maßgeschneiderten Melodien von Winnetou-Themenkomponist Martin Böttcher auf kleinen schwarzen Scheiben wieder. Barker brachte es nur auf eine Platte, Brice schaffte bis 1976 immerhin fünf. Zu pathetischen Melodien sangen die beiden über ‚Meine Roten Brüder‘ (Achtung, sozialkritisch!), ‚Ich steh‘ allein‘ (Single-Probleme!), ‚Ribanna‘ (Verflossene Liebe zu Frau aus anderem Kulturkreis) und ‚Mädchen in Samt und Seide‘ (Karl Lagerfelds Berufungssong!). All‘ diese Kostbarkeiten und themenbezogene Schlager von Koryphäen wie dem Medium Terzett (‚Der Schatz im Silbersee‘), den Flußpiraten (‚Old Shatterhand‘), dem Silbersee Trio (‚Nscho-Tschi, rote Rose der Prärie‘) und Micky & Gaby (‚Das hat uns schon Karl May erzählt‘) finden sich auf dieser Revue der Nostalgie, der ein 44seitiges farbiges Booklet mit Miniaturfilmplakaten beigelegt ist. Höhepunkt von WINNE-TOU, DU WARST MEIN FREUND ist zweifellos das Kurzinterview mit dem reichlich verkalkten Ex-Bundespräsidenten Heinrich Lübke, der über seine Karl May geprägten Jugenderinnerungen spricht. Trashkult der Sonderklasse!