Dixie Dregs – Dregs Of The Earth

Sie nennen sich „Abschaum der Südstaaten“, aber sie bieten musikalisch wohl das weitaus Interessanteste und Eigenständigste, was zur Zeit aus dem Süden der USA kommt. DREGS OF THE EARTH ist bereits die vierte LP der Dixie Dregs, ich kenne aber leider nur die vorliegende. Was muß ich versäumt haben, wenn die alten genauso gut sind wie die hier…

Die Musik der Dregs ist nicht leicht in den Griff zu bekommen, sie läßt sich einfach nicht mit einem Begriff umreißen. Sicher basiert sie auf erdigem Southern-Rock, aber es kommt viel mehr dazu, viel mehr! Erst einmal werden die Stücke ausschließlich instrumental gespielt, so daß die Melodieinstrumente im Vordergrund stehen: die diversen Saiteninstrumente, von der Slide-Gitarre bis zum Banjo, von SteveMorse, dem Kopf der Gruppe. Alle acht Stücke stammen von ihm, er hat die Platte produziert, dazu die Geige von Allen Sloan und die Tasteninstrumente von T. Lavitz. Weitaus mehr als puren Rhythmus liefern Bassist Andy West und Schlagzeuger Rod Morgenstein. Eine spannungsreiche, treibende Basis, immer den unterschiedlichen Charakter der Stücke unterstützend.

Und die Stücke sind sehr differenziert und unterschiedlich. Es kommen fast immer mehrere Stile zusammen, und diese Zusammensetzungen lassen sich kaum beschreiben. In vielen Titeln sind Jazz-Elemente vertreten, Blues und Funk tauchen auf, sogar Klassik, aber es paßt immer zusammen, die Musik wirkt absolut homogen und wird in glasklarem Sound perfekt dargeboten. „Road Expense“ ist der einzige ziemlich eindeutige Straight-Southern-Rocktitel mit heißen Gitarren- und Geigen(!)Licks „Pride O’The Farm“ ist eine rockige Bluegrass-Nummer mit Fingerpicking, Fiddle und Pedal Steel; „I’m Freaking Out“ bietet ausladenden, mächtigen Rock-Jazz, irgendwo im Mittelteil wird auch mal reichlich gefunkt; das wunderbare Stück „Hereafter“ beginnt mit klassischiolkartiger akustischer Gitarre und wird dann zu versponnenem, kraftvollem Jazz-Rock. Man kann jeden Titel hervorheben.

An den Instrumenten sind phantastische Musiker. Man achte auf die zweistimmigen Gitarre/Geige-Solopassagen oder darauf, wie Allen Sloan die Geige einmal Klassikähnlich spielt und man sie das andere Mal kaum von der Leadgitarre unterscheiden kann. Eine meisterliche Platte von höchster musikalischer Qualität. Wieso kriegt sie eigentlich keine fünf Sterne?