Don Cherry – Homeboy

Keiner, dem ich die Platte vorgespielt habe, wollte es glauben, aber er ist es: Don Cherry, der bisher mit Pocket-Trompete im Schneidersitz esoterischen Ethno-Jazz zelebrierte.

HOMEBOY ist ganz anders: keine winselnden Sitars mehr, keine exotischen Trömmelchen oder zirpende Bambusflöten, sondern schwer funkende Bässe, scharf schrubbende Gitarren, wuchtige Drumbeats und eigentümlicher Gesang, irgendwo zwischen Rap, Jazz und Muhezzin.

Don Cherry orientiert sich nicht mehr an den endlosen Weiten Afrikas und Indiens, sondern an seiner unmittelbaren Umgebung, der New Yorker Lower Eastside: Homeboy, Homeboy where you’ve been? I bet around ihe corner, tak’n a sniff again.“

Das bewußtseinserweiternde Pfeifchen hat er schon lange gegen den Strohhalm eingetauscht — und zumindest seiner Musik ist das gut bekommen.

Natürlich ist er kein Melle Mel — und seine Rapgeschichten sind nicht brutal-aggressiv, sondern eher fröhlichverschmitzt. Außerdem scheinen ihnen noch die an jeder Ecke brüllenden Gettoblaster beeinflußt zu haben, denn er integriert auch Reggae, Ju Ju, Pop und Barjazz in seine Musik.

Bei aller Stilvielfalt versucht er nicht krampfhaft, irgend etwas zu machen, sondern er spielt es einfach. Da geht auch mal was daneben, aber dafür bleibt er sich selbst treu. HOMEBOY ist übrigens nicht, wie man anfangs vermuten könnte, mit New Yorkern, sondern mit Pariser Musikern eingespielt. Und dort gibt es offensichtlich noch viele Leute zu entdecken.