Dwight Twilley – Scuba Divers

Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Anno 76/77 tauchte Dwight Twilley – damals noch im Verein mit Phil Seymour – aus der amerikanischen Anonymität auf. Im Gepäck zwei Alben – SINCERELY und TWILLEY DON’T MIND – die gefälligen, spritzigen, begeisternden Pop-Rock servierten. Eingängige Melodien, ein ausgeprägter Harmoniegesang sowie Pop-Versatzstücke, die man irgendwann irgendwo schon mal gehört hatte. Gut geklaut ist bekanntlich immer noch besser als schlecht geschrieben.

Dwight Twilley blieb ein hartnäckiger Insider-Tip, woran auch 1979, 80 die Comeback-LP TWILLEY nichts änderte. Ob’s mit SCUBA DIVERS endlich klappt, bleibt zu bezweifeln. Zwar kann er sich kompositorisch und gesanglich gegenüber vielen Retorten-Babies behaupten, doch den letzten Biß lassen die neuen Songs vermissen. Da hilft ihm auch die Garde der US-Session-Musiker nicht über die entscheidende Hürde: Benmont Tench, Danny Kortchmar, Steve Douglas, Jimmy Lewis. Immer noch schaut Meister Twilley zu vielen Kollegen über die Schulter, um sich die eine oder andere Feinheit zu ergattern. So scheint hier und da Tom Petty durch die Studio-Tür zu preschen, dann hört man die Fab Four in irgendeiner Ecke schrammein und summen. Oder die Eagles kreisen über einem der Studios, in denen SCUBA DIVERS auf genommen wurde.

Der fliegende Wechsel scheint im übrigen ein Steckenpferd des Mr. Twilley zu sein; schon für SINCERELY jettete er zwischen London, Tulsa und Los Angeles hin und her.

Fazit: Durchgängige Harmonie bekam DT in seinem neuesten Werk nicht in den Griff. Das Niveau von Songs wie „I’m Back Again“ und „Cryin‘ Over Me“ klafft beispielsweise zu sehr auseinander. Auch vermißt man bei einigen Nummern den modernen, zeitgenössischen Biß; zu selten fletscht Twilley mit den Zähnen. Noch 1975/76sang er auf der Debüt-LP SINCERELY überzeugend: „Im On Fire“. Ein loderndes, zündendes Pop-Feuerwerk. Heute entfacht DT oft nicht mehr als eine einsame Wunderkerze.