Echo & The Bunnymen – Porcupine

Vorab die Optik: Nach dem gelbgrünen Nachtwald (CROCODILES) und der körperlich fühlbaren Melancholie am Meer (HEAVEN UP HERE) nun die Momentaufnahme aus einem bizarren, eingefrorenen Wasserfall großartiges Artwork. Wenn das nächste Album vielleicht ein flirrendes, hitzetrockenes Wüsten-Cover ziert, dann ist der Grand mit Vieren in der Geschichte der LP-Hüllen komplett.

Natürlich geht es auch auf PROCU-PINE um „Atmosphäre“. Weit länger als ein Jahr haben Sänger lan McCulloch, Will Sergeant (g), Les Pattinson (b) und Pete de Freitas (dr) an POR-CUPINE gearbeitet. Resultat: Nichts ging verloren, keine Aufreibung/ Verzettelung. lan The Voice steht noch immer im Dom auf der Kanzel, dozierend, schmalzfrei klagend. In jedem Song mindestens eine HarmonieVAkkordfolge, die mitreißt und die Spannung bis zu ihrem erneuten Erscheinen aufrecht erhält. „The Cutter“ ist der aktuelle Über-Hit (in des Wortes bestem Sinn), „Back Of Love“ ist erprobt: die hier grandios arrangierten Strings (wuchtende Schrummel-Celli) tauchen ebenso attraktiv an anderen Stellen auf. „Clay“, „Porcupine“, „Heads Will Roll“, „In Bluer Skies“… immer wieder das eindringliche Nebeneinander, von rhythmischen Akustikgitarren, hinter denen Will Sergeant kleine, feine, elektrische Stiche setzt. Ein-, zweimal dezente orientalische Andeutungen, ohne dies gleich als „neues Stilelement“ zu verbrauchen.

Ian Broudie (ex-Original Mirrors) hat diesmal produziert, indem er die Zügel um genau das richtige Maß anzog – Verklärung aus reiner Selbst verliebtheit findet nicht statt.

Viele der Bands des gegen Ende der 70er Jahre wiedererstarkten Liverpool sind inzwischen verschwunden Scheinbar unauslöschlich über der tristen Industrie-Ruine: ein Echo. DAS Echo.