Eek-A-Mouse – Skidip

Es ist einfach haarsträubend, wie Eek-A-Mouse das Vakuum zwischen Gesang und DJ-ing sprengt und sich eine Sprache zurechtbiegt, die an sich schon gedruckt unaussprechlich wäre (v/elch weiser Entschluß, bei SKI-DIP kein Textblatt beizulegen!), aber gesungen grenzt dieser Psycho-Patois-Nonsense-Scat schon beinahe an Anarchie.

Style hat der gerissene Eek-A-Mouse wie kein Zweiter, auch wenn er mit SKIDIP den superhohen Erwartungen, die seine Galavorstellung beim Reggae-Sunsplash auslöste, nicht hundertprozentig gerecht wird. Es scheint, als habe er seinen coolen, cleveren aber auch gefährlich restriktiven Vokalstil schon heute bis an den Rand zur Selbstparodie perfektioniert, jedenfalls sind die Songs auf Seite 2 oft zu berechenbar, obwohl SKIDIP natürlich immer noch ein überdurchschnittlich gutes Album ist.

Produziert wurde es von Linval Thompson, dem es ganz gut täte, wenn er die Zeit, die er für andere investiert, auch mal für die eigenen Projekte aufbringen könnte.

Rootsman Freddie ‚logging‘ Mc Gregor verfügt wie alle Weltklasse-Sänger – denken wir mal an Gregory Isaacs oder Dennis Brown – über eine jener sanften, süßlichen und suggestiv packenden Stimmen, die mich in eine eigenartig beschwipste Stimmung stürzen können. Ganz egal, ob er romantische oder realistische Songs singt, er klingt immer arglos und von der Sache überzeugt.

„Big Ship“, das Titelstück, ist ein absolut genialer Höhepunkt, allerdings gehört BIG SHIP sonst eher zu der Sorte Alben, bei denen zwar jedes einzelne Stück für sich bestehen kann, aber wenn man sie hintereinander abspielt, wirken die riddimsdoch bisweilen etwas zu identisch.

Der smarte Eric Lamont alias Bingy Bunny ist Gitarrist bei den Radios und so ganz nebenbei auch noch 50% der Morwells (von denen man zumindest KINGSTON 12 TOUGHIE oder die vorzügliche BEST OF-Compilation besitzen sollte). Er singt ein wenig heiser, oft angestrengt kindlich und einmal schon fast Eek-A-Mousereif: „…me & me gal sister Jane/went out to airport’to tek one plane‘ sit down in a seat and drink Champagne/the plane landright in a spanin …“ Der Song überragt hier wirklich alles, und wer hätte Bingy verübeln können, wenn er sich die besten Einfälle für sein Solo-Album aufgespart hätte? Antwort: Wer „Me & Jane“ nicht hat, aber das Stück gab’s ja schon vorher als Disco 45. Der Rest ist tadelloser Lovers flod:, JA-Style, angenehm, ansteckend, aber eben nicht unbedingt notwendig.

Hugh Mundell, Sunnyboy und JA’s wonnigstes Teen-Idol, hat eine ungeheuer feminine Stimme und den Stimmbruch anscheinend immer noch vor sich – vor allem Augustus Pablo hat ihn bei AFRICA MUST BE FREE BY 1983 und TIME AND PLACE mit viel Gefühl aufgebaut.

Genau das ist es, was bei Hugh Mundells erstem Rendezvous mit den Radics fehlt. Er wirkt völlig indisponiert, sein Gesang verliert sich irgendwo in dem beängstigend exakten, für ihn viel zu schwergewichtigen Sound System-Mix. Einzelne Titel von MUNDELL waren für die idren beim Blues Dance geeignet, zumindest wenn sich ein besserer DJ dahinterklemmen würde – auf Hugh Mundell könnten wir dann bequem verzichten.

3 (Eek-A-Mouse) 4 (Freddie Mc Gregor) 3 (Bingy Bunny) 2 (Hugh Mundell)