eine Art von Zorn
Als deutsche Erstausgabe erschien jetzt, elf Jahre nach seiner Veröffentlichung, Eric Amblers wohl witzigster Roman: „Eine Art von Zorn“ (A Kind Of Anger).
Ein junger Journalist, Holländer, ist in Paris für ein großes amerikanisches Nachrichtenmagazin tätig. Er hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich. Er gilt als labil, unzuverlässig und als gescheiterte Existenz. Eine eigene literarische Zeitschrift, durch eine Erbschaft finanziert, war ihm eingegangen. Seine Zweierbeziehung war zerbrochen. Der Vertrag mit dem Nachrichtenmagazin läuft aber noch weitere sechs Monate, deshalb muß er beschäftigt werden. Sein Chef setzt ihn auf eine falsche Fährte an.
Ambler fädelt seine Geschichte kompliziert, aber logisch ein. Zum deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ soll er gesagt haebn: „Ich versuche den Leuten zu erklären, wie es zugeht in der Welt.“ Tatsächlich ist seine Milieu-Beschreibung präzise, sind seine Charaktere nicht überzogen Man glaubt die großen interna tionalen Verwicklungen, wenn der Journalist durch „Eine Art von Zorn“ über sich hinauszuwachsen beginnt.
Die große internationale Intrige, die dieser Roman zum eigentlichen Inhalt hat, wird pointiert und im privaten Bereich logisch aufbereitet, und wer Ambler schon durch andere Romane kennt, wird bei diesem seiner Verblüffung nicht mehr Herr werden.
Sein Held ist der Anti-Held, nämlich der Journalist. Mit jeder neuen Aufgabe,die sich ihm stellt, wird die Spannung, die Ambler zu erzeugen vermag, unerträglicher. Versagt Piet Maas oder hält er durch? Versagt er, so ist es Die Identifizierung des Lesers mit dem Täter ist enorm, für manchen wahrscheinlich sogar erschreckend. Diese Identifizierung mit dem Kriminellen läßt diesen Roman oft zum Alpdruck werden, und so wirkt das Happy-End richtig befreiend, erleichternd.
Wahrscheinlich ist es das „unmoralische Kollaborieren mit den Tätern, weshalb sich bislang kein deutscher Verleger für diesen Roman erwärmen konnte. Gott sei dank haben sich die Zeiten geändert, und der Spaß an diesem hervorragenden Roman siegt über alle Einwände. „Eine Art von Zorn“ ist zynisch und auf eine gewisse Art herrlich niederträchtig. eigentlich nur eine Art von Selbstmord; gewinnt er, dann ist es die „Art von Zorn“, die ihn Unmögliches möglich machen läßt. Spielt einer falsch, was ebenfalls vom Autor bis zum Schluß offen gelassen wird, kann Piet Maas selbst am endgültigen Ende noch zum Verlierer werden.
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