Einstürzende Neubauten

Palast der Republik

Gewohnt schlaggewaltig begraben Berlins Koryphäen des Kunstrock ein Stück Hauptstadtgeschichte.

Der Berliner Palast der Republik hatte sich zwar länger gehalten als die DDR. doch am Ende fristete das Gebäude als asbestverseuchte Stahlruine nur noch ein trostloses Dasein. In „Erichs Lampenladen“ brannte kein einziges Licht mehr. Dann kam der Herbst 2004, und aus dem ungenutzten Bauklotz wurde kurzzeitig ein „Volkspalast“. Die Regierenden waren verschwunden, nun zogen die Regierten ein. Künstler verschiedener Couleur machten sich so ihre Gedanken zum Palast und seiner Geschichte. Sich da einzubringen, war für eine Band wie die Einstürzenden Neubauten natürlich verlockend, da Zerfall jeder Art von jeher ihr Leitthema ist. Schon immer haben sie nach ungewöhnlichen Orten für die Aufführung ihrer Musik Ausschau gehalten. Die Setlist enthält zwar einige Tracks aus dem damals neuen Album Perpetuum mobile, doch am Anfang stehen die Titel „Haus der Lüge“ und „Armenia‘. zu denen man sich angesichts der Geschichte des Palasts seinen Teil gut denken kann. Ihren Höhepunkt erreicht die Performance im Mittelteil. Alle Bandmitglieder verlassen die Bühne und schlagen rhythmisch auf Stahlgeländer. Einhundert im Vorfeld ausgesuchte Fans bilden einen Chor, der die Stimme des Volkes symbolisiert. Bei „Was ist ist“ entsteht dabei eine opulente Form von Dramatik, die sich durchaus mit Wagner vergleichen lässt.

Das Ergebnis ist große Gegenwartskunst, geboten von einer Band, die sich auch Über25 Jahre nach Gründung allen kommerziellen Kategorien entzieht und sich nur an eigene Regeln hält.