Electric Light Orchestra – Zoom
Da ist sie. Gleich im ersten Takt: Die patentierte Jeff-Lynne-Patsch-Snaredrum. Umf-batsch, umf-batsch. Der Markenzeichen-Sound, mit dem der einsiedlerische E.L.O.-Maestro als Produzent seit Mitte der Achtziger Alben wie George Harrisons Cloud Nine und Tom Pettys Full Moon Fever und nicht zuletzt die Lennon-Posthum-Vertonung „Free As A Bird“ der Beatles versehen hat, ist ebenso berühmt als perfekte Pop-Zuckerwatte wie berüchtigt bei Verfechtern des rau-natürlichen Klanges à la Rick Rubin. Obwohl er es fast im Alleingang eingespielt hat (zwei der wenigen Gäste waren George Harrison, der zweimal seine Slide-Gitarre gently weepen lässt, und Ringo Starr, dem Lynne seinerzeit die Patsch-Snare abgehört hat) hat Lynne für sein erstes Album seit Arm-Chair Theatre (1991) nach 15 Jahren wieder den alten E.LO.-Namen aufgetaut. Das mag den Absatz fördern, ist aber egal: Die Musik ist purer Lynne, wie man ihn seit Ende der Achtziger kennt: Hier sind sie wieder, die Hyper-Byrds-Jangle-Gitarren, die Slide-Gitarren mit Violinen-Neurose, die verschwenderisch eingesetzten Harmonie-Gesänge, hier ist vollschlank arrangierter und instrumentierter, vergleichsweise „erdiger“ Gitarrenpoprock, der nichts mit dem synthie-verquietschten Kitsch am Hut hat, den man zuletzt unter der Marke E.L.O. hörte. Die kandidelten Streicher und Pomp-Eskapaden der Siebziger sind auch – weitgehend – passé, dafür ist Lynnes Händchen für Ohrwürmer intakt. Alle 13 Songs auf Zoom sind zumindest solide, oft genug toll, manchmal sehr (wer „Ordinary Dream“ und „Melting In The Sun“ nach zweimaligem Hören nicht vor sich pfeift, hat wohl Lippenherpes). Ob er (boogie)-rockt (so viel könnten Status Quo gar nicht schlucken, wie sie sich „Alright“,“State Of Mind“ oder „Easy Money“ abschneiden könnten) oder balladiert (das schön kitschige „Moment In Paradise“, bei dem Lynne seinen Tenor etwas überstrapaziert,“Long Time Gone“): Ständig biegen überraschende Harmonien, Refrains und Bridges um die Ecke, nur ganz selten rutscht dem Pudelfrisierten Beliebiges dazwischen. Ein sehr dufte, kurz & knappe (44 Minuten) Pop-Platte, der die Höhe der Zeit schnurzpiep ist. Und mit der Lynne tatsächlich seinen ewigen Heroen nahe kommt: Hätten die Beatles und nicht die Stones damals weitergemacht, so könnte das Album klingen, mit dem sie diesen Sommer auf Stadion-Tour kämen.
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