Eric Clapton :: Me And Mr. Johnson

Blues. Slowhand huldigt Robert Johnson Traditionspflege auf hohem Geschmacks-, aber nur mittlerem Erregungsniveau.

Robert Johnson, der wie kein ‚zweiter von Legenden umrankte Bluesmann. der 1938 als gerade mal 27-Jähriger angeblich von einem Nebenbuhler vergiftet wurde, ist für Eric Clapton ein Überidol, an dem er sich seit gut 40 Jahren abarbeitet. Dabei ist der Respekt des britischen Rockaristokraten vor dem Herumtreiber aus dem Mississippi-Delta so groß, dass er sich lange nur an ganz wenige Johnson-Originale direkt heranwagte – dann allerdings mit sehr guten „Steady Rollin’Man “ auf 441 ocean Boulevard, 1974 bis sensationellen Ergebnissen der Livetake von „Crossroads auf dem Cream-Album wheels of FiRE, 1968). Jetzt, im Herbst seiner großen Karriere, geht der Mann aus Surrey die Sache endlich an. Und wählt dabei den gleichen Ansatz wie für sein erstes reines Bluesalbum from the cradle [1994] und die Zusammenarbeit mit B. B. King RIDING WITH THE KING [2000] – den Geist ernsthafter Traditionsbewahrung, mit bewährten Mitstreitern (u.a. Andy Fairweather-Low, Steve Gadd, Nathan East] und maximaler Stil- und Geschmackssicherheit. Kurioserweise überlässt der in Sachen Blues unumstrittene Gitarrenvirtuose solistisch das Spotlight häufig dem einstigen „fünften Beatle“ Billy Preston an den Tasteninstrumenten und dem Mundharmonika-Haudegen Jerry Portnoy. Diese Zurückhaltung mag zum Teil Ausdruck der Tatsache sein, dass Clapton, dem Mark Knopfler attestierte, er entwickle sich „langsam zu einer Art weißem Ray Charles „, heute mitunter mehr Interesse für seine Stimmbänder aufbringt als für die sechs Saiten. Vor allem aber gerät Clapton als Gitarrist eher auf der Bühne in Fahrt als im Studio und vielleicht hätte er me and mr. Johnson gleich als Liveprojekt anpacken sollen. Am intensivsten gelingen auf dem Album der „Crossroads „-Verwandte „Milkcows Calf Blues“, das semi-unplugged dargebotene „Come On In My Kitchen“ und das auch schon von den Stones gecoverte „Love In Vain“. Eine derwenigen gelinden Überraschungen ist der galoppierende Barrelhouse-Swing. mit dem Clapton „They’re Red Hot“ angeht – eine Gangart, die man so bisher noch nicht von ihm kannte. So bleibt am Ende dieses Tribute-Albums nicht zuletzt die Hoffnung, dass Eric Clapton demnächst bei seinen Deutschlandkonzerten möglichst viele dieser 14 Traditionais spielt – und dabei die Handbremse löst.