Evan Parker Electro-Acoustic Ensemble – The Eleventh Hour

Knapp 20 Minuten dauert der erste Teil „Shadow Play“, in dem sich der englische Saxofonist Evan Parker mit seinem Electro-Acoustic Ensemble entlangtastet. An Tonschleifen, die sich verwirbeln und überkreuzen, sich zerfasern und anschließend zerreißen. An geheimnisvollen Gesten und mobileartigen Motiven, die sich am Rande der Stille bewegen. Nur selten stellt sich der Altmeister der europäischen Improvisationsmusik auf, um mit seiner legendären Zirkular-Atmung diesen Klang-Impulsen aus dervierten Dimension eine neue Wendung zu geben. So vernetzt die Versuchsanordnung auf The Eleventh Hour aber auch ist, so intensiv und vital ist sie. Der Hörer wird regelrecht zum Ohrenspitzen gezwungen. Ähnlich verhält es sich mit dem Herzstück aus Parkers Laboratorium, dem rund einstündigen „The Eleventh Hour“, das als Auftragswerk für das „Centre For Contemporary Art“ in Glasgow entstanden ist. Der fragmentarische Atem wird jetzt von gleich sechs Computer- und Sample-Spezialisten wie etwa Walter Prati und Marcho Vecchi zu Klangspiralen und-verwehungen digitalisiert. Hier verschmelzen akustische und elektronische Musik-Welten zu hochsensiblen Energiekörpern. The Eleventh Hour ist ein auf den ersten Blick radikal zurückhaltendes Projekt – bei dem Evan Parker mit Schlagzeuger Paul Lytton einmal mehr zeigt, welche Überlebensdauer diese gemeinsamen, hochkomplexen musikalischen Interaktionen, die eine Erfindung 6er 1970er Jahre sind, immer noch besitzen.

www.ecmrecords.com