Everclear – Slow Motion Daydream
Wenn Elektro-Puristen oder HipHopper nassforsch behaupten. Rockmusik sei tot, dann regt sich unter den Freunden der elektrischen Gitarre stets heftiger Widerstand. Es gibt doch die Chili Peppers, Muse, Radiohead. Und alle machen sie feine Rockmusik. Wohl wahr, daran gibt’s nichts zu rütteln. Nur: All diese relevanten Bands begnügen sich nicht damit, eine Formel zu wiederholen, die irgendwann in grauer Vorzeit erfunden, und seitdem tausendfach variiert wurde. Verglichen mit ihnen sind Everclear Puristen, und slow motion daydream ist Rock, Rock und nochmals Rock. Ohne Einschränkung, aber eben auch ohne wirklich überraschende Aspekte. Eine Genrekritik ausschließlich an Everclear festzumachen, wäre ungerecht, denn die Band um Art Alexakis gibt sich hörbar Mühe: Die Songs sind kompetent in Szene gesetzt, zudem schreibt Alexakis intelligente Texte. Doch slow motion daydream klingt eben genau so, wie Rockalben seit den frühen neunziger Jahren nun mal klingen, und das erinnert in seiner sturen Beharrlichkeit an die Mehrzahl der zeitgenössischen Bluesbands. Überspitzt gesagt: Kennst du eine, kennst du alle. Everclears Gitarrenriffs, Gesangs-Lines und Arrangements sind eben doch nur Abwandlungen von sehr ähnlichen Gitarrenriffs, Gesangs-Lines und Arrangements, und das macht Slow Motion Daydream nicht gerade zu einem spannungsgeladenen Stück Musik. Befremdlich, dass ein offenbar intelligenter Mensch wie Art Alexakis keine Furcht davor hat, sich in tradierter Beliebigkeit zu verlieren, denn grundsätzlich sollte man Kreativen unterstellen dürfen, dass sie um künstlerische Einzigartigkeit bemüht sind. Hört der Mann kein Radio? Besitzt er keinen CD-Player? Liebt er das Gefühl, im großen Strom unauffällig mit zu schwimmen? Oder hält er sein Album für das größte Ding seit Erfindung des Gitarrenkabels? Dann hat er allerdings ein Problem.
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