Fettes Brot

Hitstory

FBS/GAP (VÖ: 10.2.)

Die Definition von Fett: Mittlerweile 3. Greatest Hits der Deutschrap-Institution. Schließlich ist 3 ’ne Party.

„Es ist 1996 …“ – na, autovervollständigt das Rest-Hirn den kompletten Song? „Ja klar, äh nein, ich mein: Jein“? Welche andere Band aus Deutschland hat bitte so viele Lieder wie dieses geschrieben, die uns derart in Fleisch und Blut übergegangen sind? Die uns vom MTViva-Bildschirm übers Jugendzentrum bis zur Hochzeitsfeier begleitet haben? Tocotronic, logo, und natürlich Die Ärzte. Mit beiden verbinden Fettes Brot sogar eigene Geschichten. Vor ihren Vorbildern aus Berlin (aus Berlin!) haben sie sich bereits 1997 auf dem Tribute-Album GÖTTERDÄMMERUNG mit einer Version von „Was hat der Junge doch für Nerven“ (mit dem passenden Outro „Mit uns kommt sowieso keiner mit / Denn wir sind die [Ärzte/Brote] und wir sind zu dritt“) verneigt. Die Hamburger Musterschüler waren wiederum ein Jahr später Backingband auf der Abwandlung des Bananarama-Oldies „Robert De Niro’s Waiting…“, dem rumpelnden „Nicolette Krebitz wartet“.

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Doch Fettes Brot stehen nicht etwa auf den Schultern dieser Giganten, sie sind selbst welche. Unverhandelbares Kulturgut und
hierzulande Vorreiter des die Jugend des 21. Jahrhunderts dominierenden HipHop. Dazu gelang ihnen das in diesem Genre seltene Kunststück, über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten Top-Hits (mit innen Geschmack) in die hiesigen Top 40 zu böllern. Ein Werdegang, der 2023 sein würdevolles Ende findet, solange er noch beispiel- und nicht belanglos ist.

Für Neueinsteiger*innen mit wenig Zeit ein guter erster Eindruck

Anlässlich ihres letzten Mic Drops fassen Dokter „Rektor Donz“ Renz, König Kay „Bee Baby“ Boris und Björn „Schiffmeister“ Beton ihre insgesamt 31-jährige Karriere nun auf einem weiteren Best-of-Album zusammen. Das hat absolut seine Existenzberechtigung, liegt das letzte seiner Art, AMNESIE, doch schon fette 21 Jahre zurück. Und seitdem landeten die drei MCs schließlich noch so einige Volltreffer – darunter ihr allergrößter „Emanuela“, der weitere Top-3-Erfolg „Bettina, zieh dir bitte etwas an“ und „An Tagen wie diesen“. Zum letzten Mal sahen sie die Top 20 im Jahr 2013 von innen mit „Echo“.

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Zu diesen vier Spätwerk-Smashs gesellen sich sechs Klassiker wie das erwähnte, das immer und immer wieder erwähnte „Jein“, „Schwule Mädchen“ und „Nordisch By Nature“ und … das war’s dann auch schon. Zehn Tracks. 25 weniger, als die Werkschau FETTES BROT FÜR DIE WELT im Jahr 2000 versammelt hatte. So verhalten sich diese Kompilationen zueinander wie das schlanke SOLID GOLD HITS (2005) der ähnlich an Rap und Punk geschulten Beastie Boys zu deren gewaltiger ANTHOLOGY: THE SOUNDS OF SCIENCE (2000). Für Neueinsteiger*innen mit wenig Zeit also ein guter erster Eindruck (und nur der zählt ja), dem Rest bleiben die Shows der Abschiedstour, die im September mit dem Festival Brotstock zu Ende geht.

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