Flora Purim – Everyday, Everynight
Stars verstecken sich in der Besetzungsliste: Airto Moreira, George Duke, Herbie Hancock, Jaco Pastorius, Alphonso Johnson, Jon Faddis, die Brekker-Brüder. Sie bürgen natürlich für Jazz-Qualität, nicht aber auch schon für fruchtbaren Ensemblegeist, zumal die Musik in vier verschiedenen Studios (in Hollywood, Wembly/ England und New York) aufgenommen wurde. Zusammengeschweißt hat die elf Nummern aber mit brasilianischem Temperament Flora Purim. In ihrer Stimme brodelt es regelrecht vor angestauter Hitze, sogar in dem sentimentalen Titelstück und ähnlichen Zuckerklümpchen. Schön wie eine aufgehende Sonne strahlt die Ballade „The Hope“ poetische Wärme aus: Flora Purim besingt hier (stellenweise unisono mit Pastorius am Baß) die nebelhaft unwirkliche Stimmung und die von Ehrfurcht vor dem Meer gezeichnete Liebe der Menschen an einer Fischerküste bei Tagesanbruch – das vielleicht schönste Lied der Platte. Richtig los geht’s zwischendurch mit der „Samba Michel“; da läßt sie sich in ihrem Fahrwasser treiben und zieht den Hörer mit. Melancholisch allerdings wird er am Ende zurückgelassen mit der traurigen Klage einer verlassenen Geliebten: Gefühle müssen sich nicht verstecken.
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