Fraktus

Welcome To The Internet

Staatsakt/Caroline VÖ: 27. November 2015

Eine Einführung ins Merkel’sche Neuland von den Techno-Pionieren höchstselbst.

Dickie Schubert heißt nun Dickie Starshine, und zwar zu Recht, denn die Stimme von Fraktus hat auf ganzer Linie gesiegt: War er es nicht, der in Hamburg ein sogenanntes Internet-Café betrieb und damit zeigte, wie sich Technikvision und Ökonomie zusammendenken lassen? Eben.

WELCOME TO THE INTERNET ist Dickies überfälliges Erklärstück aus dem „Neuland“ (Zitat: die Kanzlerin), trotz Modempiepsen und Kabelsalat lediglich ein Update von der aktuellen Version des WWW entfernt. Dazu erklingt atmosphärischer Trance, und das Flötensolo von Torsten Bage gehört fortan in jedes Progrock-Special. Laut Storyline ist WELCOME TO THE INTERNET das erste Album mit neuen Fraktus-Songs seit 30 Jahren.

Die Wiedervereinigung der bis vor Kurzem total unbekannten Techno-Pioniere zahlt sich nun also auch in kreativer Hinsicht aus. Ein kleines Wunder, wie harmonisch die drei Herren hier zusammenlegen: Alle dürfen mal singen, selbst der Optiker Bernd Wand wird nicht unterbrochen. Und wie wegweisend Fraktus hier und da klingen: „Schuhe aus Glas“ zeigt Coldplay mal eben, wie elektronisch-verkitschter Wohlklang wirklich funktioniert. „Jeder gegen Jeden“ übersetzt die Futterkette in den Kontext des Neoliberalismus: dass auf diese thematische Synergie vorher noch niemand drauf gekommen ist, beweist die theoretische Schlagkraft des Trios. Nachdenklich stimmt dagegen, dass „Originals“ sehr an ein Projekt namens „Studio Braun“ erinnert – satter Rülpser inklusive.