Friends Of Dean Martinez – A Place In The Sun

FRIENDS OF DEAN MARTINEZ A Place In The Sun

KNITTING FACTORY/ZOMBA

Hat sich schon mal jemand gefragt, was eigentlich unter dem „Genre“ „Wüstenrock“ zu verstehen ist? Nun ja, die vielgepriesenen Ciant Sand zum Beispiel, die sind „Wüstenrock“. Die stammen aus Arizona, einem Staat im Südwesten der USA. Und der hat eine Wüste. Klar, dass Musik, aus einem Staat mit Wüste, „Wüstenrock“ genannt wird. Was das mit Friends Of Dean Martinez zu tun hat? Die sind eine der zahlreichen Splittergruppen besagter Giant Sand, kommen demzufolge auch aus Arizona und machen seit ca. 1995 richtig -Wüstenrock. Und wie der Wüstenrock so tut, wird einem gleich beim neunminütigen Opener“A Place In The Sun“ um die Ohren gehaucht: Eine leichtfüßige, aber schleppende melancholische Elegie, bei der vor einem sphärischen Harmoniumhintergrund die Pedal Steel herzergreifend wimmert, die Akustische mexikanisch kommt und der Jazzbesen sanft das Becken streichelt. Ansonsten dürfen die Gitarren schon mal wie bei The Jesus & Mary Chain feedbacken, das Piano wie bei Erik Satie oder Claude Debussy zarte impressionistische Tupfer tupfen, die Orgel schön altmodisch zum 3/4-Takt herumorgeln oder das Tosca String Quartet den ohnehin ätherischen Sound noch ein bisschen ätherischer machen. Fast wäre man geneigt, diese Musik „Wustenambient zu nennen, hätte Kollege ogö diesen Begriff nicht ein paar Seiten vorher für seine Calexico-Besprechung erfunden. Und wenn Friends Of Dean Martinez George Gershwins 1000 Mal gecovertes „Summertime“ mit dezenten Feedback-Gitarren und zeitlupenartiger Percussion zerdehnen, dann funktioniert selbst das. Auch ohne Wüste.