Gary U.S. Bonds – On The Line
Das Bruce Springsteen/Steve van Zandt-Projekt namens Gary U.S. Bonds, 2. Teil. Man erinnere sich: Letztes Jahr hatte B.S. – ein eingefleischter Bonds-Fan – den nach zwei Monster-Hits fast 20 Jahre unbeachteten Gary aus der Versenkung geholt, für ihn ein paar Songs geschrieben und mit ihm und der E-Street Band die LP DEDICATION (Produktion S. van Zandt) eingespielt. Die Platte war ein Volltreffer – besonders wegen Bonds‘ (seines Zeichens ein schwarzer Mann) exzellenter Stimme.
Waren auf DEDICATION noch mehrere echte Fremdstücke, so stammen diesmal mit einer Ausnahme („Soul Deep“ /Wayne Jackson) alle Songs von Springsteen (7), Bonds (2) und van Zandt (1). Leider kommt ON THE LINE nicht ganz an die Qualität seines Vorgängers heran. Die Band spielt zwar wie gewohnt erstklassig, der kraftvolle Background-Gesang ist vom Besten – und Garys Lead-Vocals garantieren den klassischen Gänsehaut-Effekt.
Einigen Stücken aber fehlt es einfach an Substanz. Am schwächsten die schleppende van-Zandt-Nummer „Last Time“. Auch nicht voll gelungen: die Soul-Ballade „All I Need“ – obwohl Bonds sehr überzeugend den Soul-Man (was brauch ich Luxus + Status, wenn ich deine und meine Liebe habe) verkörpert, fehlt der letzte Biß.
Trotz der Tatsache, daß Springsteen-Lieder zwar meist gut, aber auch aller einander ähnlich sind, ist der Rest der LP recht stark. Besonders geglückt das langsame, im Stax-Sound gehaltene „Soul Club City“ und das schnelle „Hold On (To What You Got)“. Beide verraten Bonds/ Springsteens Vorliebe für einen Sänger wie Otis Redding. In „Hold On“ versucht sich Bonds auch am Reddingschen Staccato-Gesang („… you gotta, gotta, gotta hold on …“).
Zu meinen Favoriten gehören die zwei Bonds-Eigenkompositionen „Turn The Music Down“ + „Bring Her Back“. Beide erinnern an seine Frühzeit-Hits, die Uptempo-Rocker „Quarter To Three“ + „New Orleans“, ohne dabei zweiter Aufwasch zu sein.
Alles in allem ist ON THE LINE kein Ereignis, sondern „nur“ eine gute LP eines exquisiten Sängers.
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