Gemma Ray

Milk For Your Motors

Bronze Rat/Soulfood

Kleiner Geniestreich in Retro-Pop.

Mit ihrem rein instrumentalen „Fantasy-Soundtrack“-Album, Down Baby Down, lieferte die englische Sängerin und Songwriterin, die im Moment von Berlin aus ihre Aktivitäten koordiniert, eine mehr als beachtliche Fingerübung in Sachen atmosphärische Soundscapes ab. Als kongenialer Partner fungierte dabei Thomas Wydler (The Bad Seeds). Der ist zwar diesmal nicht mit von Partie, dafür hat sich Gemma Ray mit Alan Vega (Suicide), Toby Dammit (Iggy Pop), Deke Leonard (The Man Band), Howe Gelb (Giant Sand), Fiona Brice (John Grant, Placebo) und dem Filmorchester Babelsberg hochwertigen Ersatz besorgt.

Und so unterschiedlich die Vita dieser Protagonisten auch sein mag, unter der umsichtigen Regie der Musikerin liefern sie allesamt beste Arbeit ab. Das geht bereits beim Opener, dem bluesigen Pop-Walzer „The Wheel“, los und setzt sich nahtlos bei Stücken wie „Shake Baby ­Shake“ und „The Right Thing Did Me Wrong“ fort. Gemma Ray beweist auch diesmal wieder ein glückliches Händchen, wenn es darum geht, wunderbar dramatische Popsongs zu kreieren, die immer auch eine gewisse mystische und dezent undurchdringliche Aura umgibt.

Sie hat, unter anderem bei Lee Hazlewood, genau studiert, wie die „dunkle“ Seite des Pop funktioniert. Entsprechend süchtig machen Nummern wie „Buckle Up“ oder das in einen angemessenen Retrosound gekleidete „When I Kissed You“, eine wunderbar bittersüße Ode an die ewige Liebe.

Gemma Ray landet soundtechnisch mit Milk For Your Motors ziemlich genau zwischen Down Baby Down und ihrem 2012 veröffentlichten Album Island Fire. Keine schlechte Ausgangsposition, um von dort aus ein paar kleine Ausflüge in Richtung Country („Waving At Mirrors“) oder gepflegter Melancholie („Desoto“) zu unternehmen.