Gemma Ray

The Leader

Als junge Sängerin ist man dieser Tage wahrscheinlich vollkommen machtlos gegenüber Vergleichen mit Amy Winehouse. Egal, wie die eigene Musik auch klingen mag. Die an den Haaren herbeigezogenen Analogien zwischen der Singer- Songwriterin Gemma Ray aus Essex und Winehouse sind allerdings ganz besonders blödsinnig, weil Rays Lieder rein gar nichts mit Winehouses Retro-Soul zu tun haben. Gemma Ray spielt einen versponnenen, düsteren Pop, der stark dem Songwriting verpflichtet ist, dabei aber weniger reiner Folk (weder traditionell noch „New Weird“) sein will. Die Einflüsse auf THE LEADER (Folk, Soul, Blues, Gospel, Vaudeville etc.) liegen ähnlich wie bei Jenny Lewis’ Solodebüt wie mikrofeiner Staub über den Kompositionen, die drängen sich nicht auf und schreien laut „hier bin ich“.Wenn es überhaupt eine Klammer für die Musik auf dieser Platte gibt, dann ist das die Soundästhetik der 60er Jahre. Gemma Ray hat Arrangements geschrieben, bei denen immer an der richtigen Stelle das Glöckchen klingelt, die Melodica laut dazwischenfährt und sich eine leicht angezerrte elektrische Gitarre einmischt. Nicht nur einmal muss man beim Hören von THE LEADER an die Nancy Sinatra der Lee-Hazlewood-Phase denken. Coproduziert hat das Album Michael J. Sheehy; bei zwei Liedern spielt die wunderbare Britfolkfrau Mary Epworth Autoharp und singt Backing Vocals. Warum dieses Album so gut geworden ist, ist wahrscheinlich einem Umstand geschuldet, an den Gemma Ray nur ungern erinnert wird. Zwei Jahre lang kämpfte die Sängerin gegen eine mysteriöse Krankheit, und in dieser Zeit entstanden mehr als 50 Lieder, die Ray „The Sick Sessions“ getauft hat. THE LEADER ist das 13 Tracks starke Destillat dieser Sessions, eine Art „Best Of“ aus den vergangenen drei Jahren.Video:

Gemma Ray – Rise Of The Runts Gemma Ray – Rise Of The Runts >>>

Albert Koch – 03.12.2008

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