Georg Ringsgwandl – Der Gaudibursch vom Hindukusch
Den Glitzerg’wand-Ringsgwandl mit den feuerroten Lippen gibt es zwar schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Doch auch ohne ausgeflippte Verwandlungs- und Kostümierungsaktionen jault, jodelt, quietscht und klampft sich der gelernte Kardiologe in die Herzen seines Publikums ¿ und das in Gefilden, wo die richtige Aussprache des Namens Schorsch Ringsgwandl bestenfalls so gut beherrscht wird wie das Jodeln im nördlichen Hindukusch. Jedenfalls bewirkten die gehaltvoll-krachterten G’schichten des Georg Ringsgwandl ausgelassene Heiterkeit in Hamburger Konzerthallen, wo das neue 74 Minuten lange Album mitgeschnitten wurde. Ungeschminkt, aber äußerst wandlungsfähig verblüfft er als Gaudibursch vom Hindukusch, als Tuttenqueen von Tuttlingen und Jodelfee vom Tegernsee. In ‚Welt vernetzt‘ schickt er eine Spaßdatei in die hintere Mongolei, in ‚Geißenmaß und Hühnerhirn‘ simuliert er eine dänische Trachtenkapelle und einen jütländischen Volkstanz. Überhaupt ist musikalisch einiges geboten: Viel Funk, Polka, Twist, Ländler, Acid-Jazz. Dazu alles, was die Rhythmusmaschine hergibt. Er hat sie nämlich immer noch, seine Heimorgel mit drei fleißig rackernden Japanern innendrin, die er früheren Aussagen zufolge zusammen mit einer Armbanduhr für 190 Mark bei einer Kaffee-Großhandelskette erworben hat. Ringsgwandl beobachtet den Alltag und stellt fest: ‚Des is die Härte, warum gibt’s soviel G’störte?‘ Allein die ganzen Damischen in Garmisch. Zum Beispiel Leute, die in bunten Seiden-Jogging-Anzügen aufwendige Grillabende veranstalten. Der „neue“ Ringsgwandl kommt persönlicher, besinnlicher und musikalisch ausgefeilter daher. Nach wie vor ist er aber ein betont schriller, schräger und deshalb einzigartiger Solo-Künstler. Was die Plattenfirma nicht davon abhält, in ihrer „New-Release“-Information so idiotisch hinkende Vergleiche zu zitieren wie: „Ringsgwandl gehört in die Riege der ganz großen Songpoeten: Bob Dylan, Neil Young oder J.J. Cale.“ Dann schon lieber Art Garfunkel, das reimt sich wenigstens irgendwie auf Schorsch Ringsgwandl. Oder das ganze nasenmäßig anpacken. „Bayerns musikalische Antwort auf Cyrano de Bergerac“. Der derbe Feingeist mit dem Riesen-Riecher.
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