George Harrison – Brainwashed

George Harrison ist tot. Seit einem Jahr. Bis kurz vor seinem Ableben hat er zusammen mit seinem Sohn Dhani und Jeff Lynne an einem Studioalbum gearbeitet, dem ersten seit dem 1987er CLOUD NINE. Nach HarrisonsTod haben Lynne und Dhani weiter am Album gearbeitet. Das Werk des Verstorbenen sollte nach seinem letzten Willen fertiggestellt werden. BRAINWASHED ist Harrisons „Free As A Bird“ auf LP-Länge. Bei allem Respekt vor dem toten Beatle: Außer ALL THINGS MUST PASS (1970) und – mit Abstrichen – besagtem CLOUD NINE waren Harrisons Solo-Bemühungen leider oft zu vernachlässigen. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Warum soll aber ausgerechnet BRAINWASHED, das unvollendete Spätwerk des ehemaligen Beatle, „schlichtweg zum Besten“ gehören, „was Harrison je gemacht hat“, wie uns seine Plattenfirma erzählen will? Vielleicht, weil das Album überraschend un-Lynne produziert ist? Ohne dieses patschende ELO-Traveling Wilburys-Schlagzeug. Vielleicht, weil Gäste wie Jim Keltner, Ray Cooper, Jon Lord und Sam Brown mitmachen? Vielleicht, weil man über Tote nur Gutes sagen sollte? Das Gute zuerst: „Any Road“ mit seinem schrägen Gitarrensolo, der Boogie „P2 Vatican Blues (Last Saturday Night)“ und die shantyhafte Ballade „Pisces Fish“ sind nett anzuhören. Der Rest: zwischen schlagerhaft und erwachsenenrockig, zwischen Klischee und Banalität pendelnd. Auf Teufel komm raus mit George Harrisons unverkennbar lyrischem Gitarrensound angereichert, der wie der verzweifelte Ruf „Hey, Mann, ich war mal ein Beatle“ über den Stücken schwebt. Bezeichnenderweise ist das beste Stück das einzige, bei dem weder Lynne noch Harrison Jr. ihre Finger im Spiel hatten: der charmant swingende Standard „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ – aufgenommen mit der Jools Holland Band.

www.georgeharrison.com