George Michael ist zwar erst 32 Jahre alt, aber schon seit 13 Jahren im Pop-Busineß. In den frühen 8oern verkaufte der Londoner zusammen mit seinem Partner Andrew Ridgeley unter dem Projekt-Namen Wham! Unmengen von Platten, nach der Trennung des Teenie-Duos setzte das bleiche Pummelgesicht bereits mit seiner ersten Solo-Scheibe, FAITH von 1986, diesen Erfolg fort und landete einen Megaseller, von dem unglaubliche 15 Millionen Kopien über den Ladentisch wanderten. Seitdem allerdings hat Michaels Karriere eine merkwürdige Wendung genommen, was daran liegen könnte, daß der „Kronprinz des Soul-Pop“ (The Face) manisch perfekt und notorisch schwermütig ist: „Ich habe das Gefühl“, plagten ihn bereits 1987 Todesahnungen, „daß ich nicht sehr alt werde. Und mit meinen Ahnungen lag ich bislang stets richtig, soviel ist gewiß.“ Diese Schwermütigkeit ist der Treibstoff für Michaels drittes Solo-Werk OLDER, das knapp sechs Jahre nach seinem letzten Album – seine Traumkariere unbeirrt fortsetzen wird. Grund für die lange Pause zwischen der letzten und der neuen Platte ist im übrigen weniger der vielbeschworene Perfektionismus des Londoners mit den griechischen Vorfahren, sondern der Zwist mit der ehemaligen Plattenfirma, aus dessen Vertrag ihn sein neues Label Virgin für spektakuläre 50 Millionen Dollars freikaufte. OLDER macht denn auch seinem getragenen Titel alle Ehre – statt ausgelassener Pop-Hymnen hat der stark introvertierte Mann sich ganz von seiner melancholischen Stimmung tragen lassen, die zwölf aktuellen Songs leben bevorzugt von nostalgischem Jazz, viel zu ergreifendem Soul und gelegentlichen schleppenden Gospel- und Bluesanklängen. „Es ist“, bekennt George Michael in einem offiziellen Statement (da er in der Zukunft keine Interviews mehr geben will) „das Werk eines Mannes jenseits der 30. Ob sich Hitparaden für diese Art Musik interessieren, ist mir egal.“ Ob das die neue Plattenfirma ähnlich sieht, sei dahingestellt – zumindest kann sie sich zugute halten, das bislang ambitionierteste Werk des gereiften Künstlers veröffentlicht zu haben. OLDER macht Georgie-Boy endgültig zum erwachsenen Mann und neben Mick Hucknall (Simply Red) zum stimmgewaltigsten Vertreter der Kategorie „White Soul“. Daß die Platte dennoch großenteils überproduziert klingt und allzu glatt daherkommt, ohne Tiefgang und das gehörige Maß an Emotion, wird den potentiellen Käufer bestimmt nicht stören.