Gil Scott-Heron – Moving Target

Wir brauchen heute mehr Absolutes, Endgültiges, keine – ohnehin immer falsche – Bescheidenheit, Lyriker, Literaten, die sich nicht auf einer abstrakt-theoretischen Ebene bewegen, wahre Größen wie Alex Haley, Stokey Carmichael, den späten Steve Biko, die Last Poets von THIS IS MADNESS, Fela Kutis herausforderndste Manifeste, EXPENSIVE SHTT und ZOMBIE, Marley, Michael Rose und natürlich alles von Gil Scott-Heron – jedenfalls alles, seit dem epochalen THE REVOLUTION WILL NOT BE TELEVISED.

Gil Scott-Heron bleibt sprachlich wohl unerreicht, egal ob in seinen Essays, Novellen oder bluespoems, und das Amalgam, das MOVING TARGET darstellt, ist absolut souverän. Wenn Scott-Heron swingt, dann tut er es wie kein anderer, wenn er Jazz verwendet, öffnet sich eine Stimmungswelt, die noch völlig in den Clubs zu stehen scheint – also funkelnde, blitzeblanke Trompeten, Night-Cats, Blues-Ladys, Cool, Coltrane, Bop, Swing – und nicht die senile ‚Jazz‘-Routine, nicht Crusaders und Ronnie Laws. Und wenn Scott-Heron rappt, dann…

MOVING TARGET enthält einen würdigen Nachfolger zu „B-Movie“, ähnlich lang – statt Amerikas institutionalisiertem Cowboy-Rassismus (,… they don’t know whether they wanna be Matt Dillon or Bob Dylan…“) geht es in „Black History/ The World“ um die Verharmlosung von drei Jahrhunderten Faschismus in Afrika (,… how could there be cvilisation when nobody wrote nothing about it…?“). Gil Scott-Heron versteht es ganz einfach, eine Situation von innen heraus zu beschreiben, bei „Washington D.C.“, einem Rap auf Amerikas erz-antirevolutionäre Tradition, erzählt er von seiner Begegnung mit den ‚Overlords‘, der führenden Gang in Washingtons Black Community.

MOVING TARGET hat beinahe erzieherischen Charakter (jawohl, erzieherisch, und es gibt wenige, denen das zusteht!), ist moralisch, integer, informativ – Musik, von der man profitiert, von der man lernen kann!