Glenn Frey – No Fun Aloud

Selbst bis in die verko(r)ksten Gehirne der LA-Musik-Mafia scheint die Kunde vorgedrungen zu sein, daß der US-Soul der Sechziger wieder angesagt ist. Plastik-Adler Glenn Frey hat mit seiner ersten Solo-LP eine Platte herausgebracht, die hauptsächlich aus langsamen Soul-Balladen mit Bläsern und wimmernder Orgel besteht. Was ja eigentlich eine gute Nachricht wäre.

Doch: Um Soul glaubhaft rüberbringen zu können, bedarf es nicht nur handwerklicher Fähigkeiten, sondern besonders einem Gefühl für diese Musik: Soul. Soul spielt oder hört man nicht, man lebt oder fühlt ihn. Genau hier liegt der Frey’sehe Hund begraben. Wie soll in einer Gesellschaft, deren Mitglieder glauben, sie müßten tagtäglich 24 Stunden in einem nie endenden Hollywood-Streifen mitspielen, Soul entstehen? Entsprechend hat NO FUN ALOUD mit echtem Soul so viel zu tun, wie das Aldi-Fichtennadel-Schaumbad zu 0,98 DM mit echten Fichten.

Manche Stücke erweisen sich als durchaus brauchbar – hätte man ihnen ihre Ecken und Kanten gelassen und sie mit mehr Enthusiasmus interpretiert. So geht sogar der tollen alten Johnny Taylor-Nummer „I’ve Been Born Again“ jeder Biß ab. Ihre schönsten Momente hat NO FUN ALOUD, wenn Al Garth, Ernie Watts oder Jim Hörn das Sax blasen. Die große Ernüchterung folgt jedoch auf dem Fuß: die grützigen String-Arrangements von Jim und Ed Norman.