Green Velvet – Constant Chaos

Curtis Jones – ein Techno-Produzent, der zu Jekyll- und Hyde’schen Verwandlungen neigt. Wenn er in Chicago ins Studio geht, nimmt er warme House-Tracks unter dem Namen Cajmere auf. Manchmal aber entwickelt Jones auch düstere Visionen über krankhafte Verfolgung, technologischen Overkill und Folgen des Klimawechsels. Dann schmiert er sich fluoreszierende Farbe in die Haare und flicht diese zu knallgrünen Zylindern in Korkengröße zusammen. Dann ist der Berkeley-Absolvent (Fach Chemie) eine der extrovertiertesten Persönlichkeiten des Techno. Dann ist er Green Velvet. Wie unter solchen Umständen nicht anders zu erwarten, kommt der Sound höchst durchgeknallt daher. „In my head I have these thoughts“, raspelt Jones, offenbar kurz vor dem Durchdrehen. Und richtig: In der zweiten Hälfte des Tracks überkommt ihn ein Schreianfall. Im weiteren Verlauf des Albums läßt er Giorgio-Moroder-Synthies zu Kraftwerks trockenen „Wir sind die Roboter“-Beats laufen. Übersteuerte Fiepsgeräusche, Distortion, wahnsinnig machendes Fax- und Modemkreischen oder das bedrohliche Surren eines Killerbienenschwarms sind ebenfalls in Preis und Tracks inbegriffen. Und dafür sind wir ihm zu Dank verpflichtet. Die Musikszene lebt von Verrücktheiten, die im ersten Moment schroff klingen, aber morgen schon Normalität sein können. So wie Green Velvet.