Greg Kihn – Greg Kihn Again

Gruppen wie Abba, Sailor oder Smokie repräsentieren heutzutage die Popmusik; was, fragt sich das Rock-Volk zu Recht, haben wir mit solchen Plastik-Produkten zu tun? Dieser Graben zwischen Pop und Rock existierte Mitte der sechziger Jahre allerdings nicht. Bands wie Manfred Mann, die Hollies oder Herman’s Hermits spielten reinrassigen Pop, und es gab auch unter den gestandenen Rock-Freaks kaum jemanden, der ihre Hits nicht mochte. Mag sein, daß solch ein Zustand paradiesischer Eintracht schon bald wieder typisch für die Musikszene wird: Vor allem in Kalifornien werden seit kurzem Platten produziert, die ebenso eingängig wie meisterhaft sind, keine verlogenen Zwischentöne besitzen, völlig ungekünstelt wirken, dank einer soliden, rockigen Grundlage schnell in die Beine gehen und beweisen, daß trivale, einfache Musik eben doch nicht immer schlecht sein muß.

Nehmen wir zum Beispiel Greg Kihn und seine Band. Auf ihrem zweiten und jüngsten Album stößt man fast ausnahmslos auf Songs, die das Zeug zu Popklassikern haben. „Love’s Made A Fool Of You“ von Buddy Holly, die Eigenkompositionen „Hurt So Bad“ und „Real Big Man“ mit ihren antörnenden Rhythmen, die schwingende Reggae-Nummer „Island“, der sanfte Schmusesong „Last Of Me“ – das alles ist Musik, die Erinnerungen an die letzte Fete, an die Verabredung nach der Schule, an die erste Liebe transportieren kann. Was in den Songs der Greg Kihn Band rüberkommt, sind aufrichtige Gefühle; für so kalt-konstruierte und kastrierte Emotionen, wie man sie etwa bei Abba findet, ist hier kein Platz.

Die Rubinoos liegen auf der gleichen Wellenlänge wie Greg Kihn, haben aber noch nicht so viele ausgereifte, zupackende Songs im Repertoire. „I Think We’re Alone Now“, „Rock’n‘ Roll Is Dead“ oder „Hard To Get“ versprechen gleichwohl eine ganze Menge für die Zukunft.

Der einzige Haken bei beiden Platten: bislang gibt es sie nur als Import-LP’s bei Spezialhändlern. „Beserkley“ ist zwar eine feine, aber eben noch kleine Platte/ifirma, deren Produkte nur in den USA und seit wenigen Wochen auch in England und Japan vertrieben werden. Einige deutsche Firmen, die Platten per Post versenden, haben die Alben jedoch im Angebot. Achtet mal auf entsprechende Anzeigen!

4 (Greg Kihn)

3 (Rubinoos)