Greg Phillinganes – Pulse

Mein Gott, welchem Megabuck-Untemehmen der jüngeren Neuzeit hat dieser Mann seine Keyboard-/Arrangier-Künste eigentlich nicht angedient? Phillinganes tourte zusammen mit Stevie Wonder. Lionel Richie, er spielte sowohl SONGS IN THE KEY OF LIFE als auch CAN’T SLOW DOWN mit ein – und auch „the mighty“ Michael J. griff (für THRILLER, OFF THE WALL etc.) auf den Motortowner aus Detroit zurück.

Unternimmt ein derart gefragter Mann eigene Gehversuche, kann er sich natürlich auf hochkarätige Rükkendeckung verlassen: Michael steuerte sein Songschreibe-Scherflein ebenso bei wie Bruder Jackie oder Donald Fagen (dessen NIGHTFLY, fast hätf ich’s vergessen, unser Mann ebenfalls veredeln half); im Vocal-Department dürfen wir als Gaste u.a. James Ingram, Shalamar-Oberhaupt Howard Hewett und die Pointer Sisters begrüßen – und „behind the controls“ saß schließlich kein geringerer als Planet-Hausproduzent Richard Perry.

Solche Star-Aufgebote erfordern eine gehörige Portion Skepsis, ob denn das Ergebnis den betriebenen Aufwand auch rechtfertigt, doch fallen hier die Relationen recht günstig aus: PULSE ist abwechslungsreicher schwarzer Mainstream, der über weite Strecken erfolgreich den Kompromiß zwischen Tradition und Moderne sucht – und bezeichnenderweise dort seine Schwächen hat, wo sich Phillinganes allzu bereitwillig und rigoros Modernismus-Diktaten ausliefert: So wird der zerfahrene Electro-Beat von „Shake It“ nur durch ein völlig unerwartetes Piano-Solo(l) vor dem Platzverweis bewahrt. Und auch Michaels Beitrag („Behind The Mask“). mit seinem protzigen Synthi-Intro und den knallenden Drums-Peitschenhieben, gehört hier nicht zu den Highlights.

Die stauen sich auf Seite 2: Fagens wunderschön-schlichtes „Lazy Nina“, sein Beitrag zur aktuellen Heimat-Diskussion, so man will: „Signals“ ist ein luftig-leichter Midtempo-Titel mit der kleinen, aber für unsere Aufmerksamkeit so wichtigen Rhythmus-Finesse; das, zumindest auf den ersten Blick, überraschende a-capella-/Doowop-lntro des „Countdown To Love“

Puren Balladen-Stoff („I Have Dreamed“) sollte er künftig allerdings meiden; da weist seine Stimme doch ein bedenkliches Manko an Präsenz und Tiefe auf. Dennoch: solide und empfehlenswert.