Hardrock
Anstelle stumpfsinniger Bolzerei plündern die Youngster lieber die Vorratskammer des traditionellen Hardrocks der 70er Jahre, tendieren stilistisch mal mehr zu Dokken oder setzen sieh mit Sweet-haften Zitaten in Szene. Alles gewiß nicht neu, doch dafür frisch und unbekümmert. Highlights: der Titelsong und Jack Is Back“. Opencr der zweiten Seite. (4)
eim ersten Anlauf kläglich auf der Strecke geblieben, den zweiten in den Sand gesetzt und jetzt, mit dem dritten. NASTY NASTY (WEA). Kurs auf die große Wende? Vielleicht! Zumindest in der Wahl der reichlich betagten Kisszunge, Gene Simmons, zum Produzenten und Arrangeur ihres aktuellen Albums haben Black V Blue eine glückliche Hand bewiesen. Seiner Erfahrung haben es die sympathischen Amerikaner vornehmlich zu verdanken, daß die abermals kümmerlichen Songideen nicht gänzlich vor die Hunde gehen. Er hat das Material gestrafft und auf den harten Rockpunkt gebracht und ihnen so zu mehr Schmiß und Biß verholfen. Nur. was hilft die schönste Verpackung, wenn der musikalische Inhalt der neun Songs letztlich gängiges Mittelmaß bleibt. (3)
Das Sprachrohr des rüden Heavy Metals, seine Blutschaft Blackie Lawless, ist ein Komiker, dem die meisten auf den Leim gehen. Der Sänger, jetziger Rhythmusgitarrist und Boß von WASP, dem einst keine Geschmacklosigkeit zu billig war. meint auf INSIDE THE ELECTRIC CIRCUS (EMI) doch allen Ernstes, die Hörer mit musikalisch abgestandenem Hardrock-Klamauk hinterm Ofen hervorlocken zu können. Schön wär’s. doch das Song-Angebot auf dem Album eignet sich allenfalls als Schlafmittel. Da können er und seine Gesellen meinetwegen noch so oft ihr „l’m Alive“ beschwören, unterm Strich bleibt einzig und allein gähnende Langeweile übrig. (2)
Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt sichs ohne ihr –— oder: Trommeln gehört nun einmal zum Handwerk eines jeden Musikers. Das haben auch die Heavyrocker aus Hannover schnell begriffen und sich deshalb den vielsagenden Namen Zenith zugelegt.
Nicht genug damit. Das einheimische Gewächs um den gestandenen englischen Sänger Tom Jackson wartet zudem auch noch mit drei Gitarristen auf. die — so die ehrenwerte Absicht — den dünnen Songs gewaltige Power verleihen sollen. Aber eben nur sollen, und nicht können. Denn in der Praxis, beim Hören, fällt auf. daß selbst sie den stilistisch so provinziellen Charakter des gesamten Albums PRJSONER (SPV) kaum aufwerten können. (2)
Die Alten werden wieder flügge und wittern die leichte Mark. Zum Glück haben die ehemaligen Multi-Platin-Pop-Rocker Kansas, verstärkt durch den Hexenmeister auf der Gitarre, Steve Morse, auf ihrem Comeback POWER (WEA) mehr im Sinn als nur schnöde Geldscheffelei. Sie bieten weitgehend fetzige Kost aus dem Stegreif, ohne dabei allerdings in den alten Fehler zu verfallen, die schlanken Melodien immer wieder unnötig auf weich und verträumt zu trimmen. Die Oldies besinnen sich vielmehr auf ihre neuen Stärken, auf treibende Rhythmen, angenehm eingängigen Powerrock, der besticht und den Steve durch seine erstaunlich uneigennütziee Spielweise noch zusätzlich veredelt.(4)
Abschließend noch etwas Metal-Schrott für die Festtage, den man getrost unter den Tannenbaum, aber bitte nicht auf den Plattenteller legen sollte:
English Dogs und WHERE LE-GEND BEGAN (MFN/Intercord), Adje, Wattje., Gizz und Pinch, vier Provos aus England, heften sich mit aller Macht an Motörheads Rocksaum. Dabei geht ihr schmutziger Punk-Metal allerdings unweigerlich nach hinten los. Müll statt Moll. Da kann man auch noch so sehr brüllen und die Instrumente bis zum letzten Tropfen quälen. (1)
Possessed und BEYOND THE GATES (MFN/Intercord). Das Beste am ganzen Album ist: Das pompöse, eine Minute und 19 Sekunden lange Instrumental-lntro. Danach übernehmen die vier Amis mit ihrem rotzigen Underground-Metal das Kommando und klotzen, was das Zeug hält. Song für Song zeigt man den Etablierten lautstark die Zunce. Wer’s mag … ( 1 )
Dark Angel “ und DARKNESS DESCENDS (MFN/Intercord). Die Kardinalfrage, die sich bei dieser Art von Musik fast automatisch stellt, lautet: Warum müssen es ausgerechnet sieben Songs auf dem Album sein, wenn ein einziger vollkommen gereicht hätte? Die amerikanischen Möchtegern-Metaller sollten sich lieber ein Beispiel an den Punkern der ersten Stunde nehmen. Ihr Metal-Verständnis jedenfalls ähnelt eher einem musikalischen Debakel. (1)
Advent. Advent, ein Keyboard brennt, dann brennen zwei, dann drei, dann … ist der Spuk auch schon vorbei. So einfach ist das. glauben jedenfalls die Herren von Q5, einem Quintett aus den Staaten, auf ihrem zweiten Opus WHEN THE M1RROR CRACKS (MFN/Intercord). Ein kräftiger Druck auf die Tasten — und schon sprudeln die Gefühle wie aus der Tube.
Leidenschaft aus der Retorte — ein musikalisches Rezept, das niemals aus der Mode kommt. Nach Europes „Final Countdown“ sind Floyd Rose, Erfinder (des gleichnamigen tremolo-Systems für Gitarren), Songwriter und Produzent in einer Person, und seine Männer nun an der Reihe, mit klassischem Pathos wohlige Wärme zu verbreiten.
Dabei hätte man sich die breitgefächerten, mitunter arg bombastischen Arien ruhig sparen können und statt dessen die harte Rockgitarre etwas stärker gewichten sollen.
Schließlich sind es die kernigen Songs wie „When The Mirror Cracks“, Can’t Wait“ und „Let Go“. die für Akzente sorgen und die ganze Band in einem weitaus positiveren Licht erscheinen lassen. Noch: (3)
Nicht unsympathisch, was sich Mr. Peterik. Frankie Sullivan plus Anhang. Survivor also, da ausgedacht haben. Amerikas Charts-Abonnenten und „Rocky“-Soundtrack- Lieferanten schleifen mit WHEN SECONDS COUNT (Intercord) den Zahn der Zeit frei von Fluor und Karies. Ihr Mainstream bis easy Hstening-Sü hat vor allem einen Vorteil: Man kann die Songs, insgesamt zehn an der Zahl, zu jeder Zeit und an jedem beliebigen Ort spielen, beim täglichen Abwasch wie auch auf jeder Party. Eingängige, ganz und gar entschlackte Melodien, die — obwohl Dutzendware — dank Jimi Jamisons dominantem Organ — dennoch im Ohr kleben wie Kaugummi. Noch: (3)
Von A-ha zu Skagarack und ihrem gleichnamigen Debüt (DGG) ist es nur ein kleiner Schritt. Die fünf Newcomer aus Norwegen mischen munter, aber ohne sonderliches Profil, beschwingten Pop mit hölzernem Rock der altbekannten Sorte, rühren das Ganze kräftig durch, geben noch einige Keyboardspritzer hinzu, damit’s am Ende auch schön bekömmlich klingt. Allerdings fehlt den neun Songs bei weitem die Leichtigkeit, mit der ihre Landsleute so erfolgreich durch die Hitlisten marschiert sind. Skagarack. Allerweltspop auf harter Grundlage — ein dürftiger Versuch, mehr nicht. (2)
Zwei Beaus im Glück. Der eine, Lenny Wolf, Exil-Hamburger, Sänger und Gelegenheits-Gitarrist von Stone Fury, sowie Partner Bruce Gowdy, Leadgitarrero und Keyboarder der großen amerikanischen Hoffnung, nutzen auf ihrem zweiten Album LET THEM TALK (WEA) die Gunst der Stunde. Der melodiöse Hardrock, den man auf BURNS LIKE A STAR von 1984 noch so entschieden favorisierte, ist diesmal gewichen zugunsten einfühlsamer Stimmungen, die — getragen von Keyboards, Emulator und Percussion — den Hörer auf Anhieb packen. Zurückhaltend, dann wieder hymnisch („Let The Time Take Care“) verbreiten die beiden reizvolle Stimmungen. Vor allem Bruces spektakulären Keyboard-Donner öffnen dem, an Robert Plant geschulten Sänger die Räume für dessen überragende Stimme. LET THEM TALK, ein Album für Hardrock-Hörer mit Geschmack; Stone Fury eine Band ohne Fehl und Tadel. (5)
In Rio ist die Hölle los. Warum? Ganz einfach, SEX CRIMES (MFN/ Intercord), so der Titel des neuesten Longplayers, versprechen die Engländer mit dem exotischen Namen. Doch der Schein trügt, daran ändert auch die nackte Cover-Dame als Augenfang nichts. Denn mit Sex hat diese Art von gediegen biederem Hardrock nun absolut nichts zu tun: und kriminell sind auch die zehn Songs schon gar nicht. Vielmehr variieren die beiden Köpfe der Band. Sänger/Gitarrist Jon Neil und Bassist Steve Rodford, ein und dasselbe Grundmuster, das da lautet; Hauptsache die Gitarre macht genügend Dampf, dann stimmt die Richtung schon. Haste gedacht! Gerade noch: (3)
Da kommt Freude auf. Brighton Rock, ein fünfblättriges Kleeblatt aus Kanada, geben sich wirklich so YOUNG. WILD AND FREE. wie man es eigentlich von jeder jungen Band erwarten sollte. Unter der Regie von Produzent/Mixer Michael“.Double Trouble“ Wagener ist ein Album entstanden, das die noch weithin unbekannte Band bereits von ihrer besten Seite zeigt. Fette Gitarren, abwechslungsreiche Rhythmen, ein glasklarer Soundteppich voller Drive und Harmonie sind ihr Markenzeichen.
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